Freitag, 14. Oktober 2016

Zurück auf 10 GHz


In diversen Blogeinträgen habe ich bereits meine Rückkehr ins 23cm Band beschrieben. Nun geht die Reise weiter, und zwar mit einem großen Sprung: von den Dezimeter-Wellen zu den Zentimeter-Wellen. Im Bild oben ist mein alter 10 GHz-Spiegel zu sehen, den ich vor ein paar Jahren abmontiert habe. Er wird bald einen Nachfolger bekommen. Vielleicht wird dann die Befestigung des Feed (Hornstrahler) etwas professioneller werden ;-)

Doch wieso gerade der Sprung zu den 3cm Wellen und nicht der Reihe nach? Wäre nicht als nächster Schritt das 13cm (2.3 GHz) und anschließend das 6cm Band (5.7 GHz) dran?

Es gäbe für den Funkamateur sicher noch viele spannende Versuche auf diesen Bändern zu unternehmen und auch der Bau (zumindest von Antennen) wäre interessant.

Leider fehlt es hier im Mittelland - zwischen Alpen und Jura - an Sparringspartnern, die auch unter normalen Bedingungen erreichbar sind, und mit denen man sich austauschen und Versuche anstellen könnte.

Abgesehen von Breitband-Richtstrahl-Verbidnungen wie Hamnet etc. ist nichts los. Wenn man Glück hat, klappt es vielleicht einmal mit einer Contestverbindung in SSB. Doch das reicht mir nicht. Ich möchte auch von zuhause aus funken. Zumal die seltenen Überreichweiten nicht auf Conteste warten.

Will man nicht jedesmal einen Berggipfel erklimmen, darf man beim Power und den Antennen nicht knausern. Und mit jedem höheren Mikrowellenband steigt auch der Aufwand.

Denn die Streckendämpfung arbeitet gegen den OM.
Sie steigt im Quadrat mit der Frequenz. Doppelte Frequenz bedeutet vierfache "Streckendämpfung". Auf 13cm braucht man also etwa 6dB mehr, um mit dem 23cm Band gleichzuziehen.

Zwar kann man sich die 6dB mit der Gegenstation teilen, wenn zum Beispiel beide Stationen ihren Antennengewinn (gegenüber 23cm) um 3dB steigern.
Bei 6cm muss jeder Partner schon 6dB mehr ins Spiel einbringen um ungefähr die gleichen Resultate zu erzielen wie im 23cm Band. Notabene bei gleicher Sendeleistung.
Allerdings erkauft man sich den höheren Antennengewinn mit schmäleren Strahlungskeulen. Man muss darum genau wissen, wo sich die Gegenstation befindet. Eine zusätzliche Erschwernis.

Mit jedem höheren Mikrowellenband werden also die Hürden höher. Die Resultate punkto Reichweite bleiben aber im Großen und Ganzen dieselben - bei gleicher Leistung und entsprechenden Antennen. Vielleicht reflektiert mal ein Hindernis höhere Frequenzen besser, aber es schirmt sie auch besser ab. Vielleicht leitet mal ein Tropo-Duct eine bestimmte Frequenz mehr oder weniger besser. Doch bei gleicher Leistung und Antennenfläche halten sich die Unterschiede in Grenzen. Das gleiche gilt für Tropo- und Flugzeugscatter. Mal hat das höhere Band die Nase vorn, mal das tiefere.

Eine gute Einführung für den Funkamateur ist übrigens  dieses Buch hier (Englisch!)

Doch im 3cm Band ändern sich die Verhältnisse.

Zwar muss man sich wegen der nochmals höheren Streckendämpfung  noch mehr anstrengen, dafür taucht jetzt ein neues, sehr interessantes  Phänomen auf - eine neue Art der Wellenausbreitung: Regenscatter.
Zwar werden schon längere Mikrowellen an Regentropfen reflektiert, doch bei weitem nicht so gut wie die 3cm Wellen. Das macht sich übrigens auch das Wetterradar zu Nutzen, das Wellenlängen in der Nachbarschaft des Amateurfunkbandes benutzt. *

Nicht zuletzt aus diesem Grund ist das 10 GHz-Band das wohl populärste Mikrowellenband der Funkamateure. Taucht am Horizont eine Sturmfront  mit regengeladenen Wolken auf, hüpft das Herz des Mikrowellen-OM vor Freude. Plötzlich werden Verbindungen über mehrere hundert Kilometer auch aus dem Flachland heraus möglich. Schon mit einer kleinen Hornantenne sind dann die seltsam "rauschigen" CW-Signale entfernter Bakensender zu hören.




In den nächsten Blogeinträgen möchte ich über meine Rückkehr ins 10 GHz berichten, über Tipps, Tricks und Experimente, über Erfolge und Rückschläge. Vielleicht kann ich damit den einen oder anderen OM für die Zentimeterwellen begeistern.

* PS. Von Willi HB9PZK habe ich gerade den Tipp erhalten, dass in der Schweiz das Wetterradar im 6cm Band läuft (siehe 5.1.2. im PDF). Hier noch die Angaben zu den Frequenzbändern der verschiedenen Radar-Anlagen, Siehe auch Tabelle 4.2 im PDF der Meteoswiss.



Keine Kommentare: