Donnerstag, 27. Oktober 2016
Windom
Auf dem Gebiet der HF-Antennen gibt es seit Jahrzehnten keine Neuigkeiten mehr. Die physikalischen Prinzipien sind längst bekannt und nur die Erfinder von Wunderantennen glauben, diese ändern zu können. Dafür habe ich zwar als Autor von Steampunk-Geschichten ein gewisses Verständnis - doch wenn die Grenze zwischen Fantasie und Realität verschwimmt, läuft man Gefahr in der Klapsmühle zu landen.
Erfinder von Wunderantennen landen aber selten in der Klapse. Sie enden meist im SSB-Teil des 80m Bandes - dem Irrenhaus des Amateurfunks.
Da es auf dem Gebiet der Antennen seit Jahrzehnten keine Neuigkeiten mehr gibt, wird immer wieder kalter Kaffee aufgewärmt. Eine Sorte davon ist der Windom-Kaffee.
Dabei segeln die Windoms seit G5RV, Fritzels FD4 und Carolina-Windom, und wie sie alle heißen, unter falscher Flagge: Wo Windom drauf steht, ist meist kein Windom drin. Sondern schlicht und einfach ein außermittig gespeister Dipol (englisch OCFD Off Center Fed Dipole). Denn die echte, 1929 von Loren G. Windom entwickelte Antenne wurde mit einem einzelnen Draht gespeist. Ein Unikum. Die ganze Story ist hier nachzulesen, in einem Aufsatz von L.B. Cebik, W4RNL, dem legendären, leider verstorbenen Antennenexperten.
Trotzdem, lassen wir es beim Namen Windom. Mir gefällt er besser als OCFD.
Eine solche Windom hat einen entscheidenden Vorteil: Sie ist auf mehreren Bändern resonant. Ein wichtiger Punkt in einer Zeit, als es noch keine automatischen Antennentuner gab. Die Mehrfachresonanz kommt dadurch zustande, dass der Dipol an einer Stelle gespeist wird, wo bei mehreren Bändern ähnliche Impedanzen auftreten. Diese Impedanz von einigen hundert Ohm wird dann mit einem Balun auf 50 Ohm transformiert, so dass ein Koaxkabel angeschlossen werden kann.
Die meisten Windom-Benutzer werden feststellen, dass das SWR nicht auf allen Bändern gut genug ist, um die Antenne ohne Tuner zu benutzen. Und vielleicht werden sie sich fragen, wieso sie anstelle der Windom nicht eine Doublette aufgehängt haben. Über einen automatischen Tuner und mit einer Hühnerleiter gespeist. Also eine echte Allbandantenne ohne Balun, der unter gewissen Umständen als Dummy Load fungiert.
Neuerdings werden Windom als Portabel-Antennen propagiert. In Ultraleicht-Ausführung auch für die SOTA-Gänger.
Das Teil wiegt inklusive Koax und Balun nur 400 Gramm. Dumm nur, dass ich dazu noch einen 12m Mast mitschleppen muss, um die Windom in eine vernünftige Höhe zu kriegen. Denn Windom-Antennen mögen es gar nicht, wenn sie tief hängen. Die Stehwellen machen Kapriolen und das Teil strahlt steil - DX ade. Fairerweise macht der Hersteller in seinem Prospekt auf diesen Umstand aufmerksam.
So ein Fiberglasmast ist eine feine Sache. Aber wieso sollte ich da eine Windom dran hängen? Der Mast selbst ist doch eine tolle Antenne, wenn ich einen Draht dran klebe. Rasch noch ein paar Radials gespannt oder einfach auf den Boden gelegt, und der automatische Tuner erledigt den Rest. Das Teil strahlt erst noch DX-mässig flach und ein 12m Mast funzt auch noch gut auf 80m.
Entferne ich mich weiter von Zentraleuropa, interessieren mich meist nur die Bänder von 40 bis 10m. Da tut's dann auch ein 6 oder 7m Mast. Den findet man zum Beispiel hier, in praktischer Reiseausführung (57.5cm eingeschoben), 545 Gramm leicht und für schlappe 17 Euro. Dazu etwas Draht und den KX3 mit eingebautem Tuner und schon funkt man von Malle oder Lanzarote nach Hause. Oder vom SOTA-Berg seines Vertrauens.
Aber wieso einfach, wenn es kompliziert auch geht?
Bild: Nostalgie pur, ein Röhrensarg.
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2 Kommentare:
Es geht noch einfacher ohne Radials und Tuner.
Eine endgespeiste 8m lange λ/2, elektrisch verländert durch ein Ringkern-L am 1:64 Unun:
Video Madeira mit 5Watt
73 Chris, DL1CR
Es geht noch einfacher ohne Radials und Tuner.
Eine endgespeiste 8m lange λ/2, elektrisch verländert durch ein Ringkern-L am 1:64 Unun: Video Madeira mit 5Watt
73 Chris, DL1CR
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