Freitag, 12. Januar 2018

Die modernen Wekzeuge des UKW-Amateurs



Ein Teil meiner ehemaligen UKW-Kollegen hat sich irgendwo einen Draht ans Fensterbrett genagelt, dümpelt mit einem Blindenstock rum, oder hat sich total abgemeldet. Einer ist Pilotensimulant am Computer geworden, einer vor dem Fernseher eingeschlafen, einer zum Esoteriker mutiert und ein anderer ist mit einer Antennenphobikerin liiert, nur um ein paar Beispiele zu nennen "So Sad", würde der Präsident mit der besonderen Frisur dazu sagen, den wir bald in Davos begrüssen müssen dürfen.

Dabei macht das UKW-Hobby heutzutage mit dem Internet noch viel mehr Spaß.

Doch was sind die modernen Tools des heutigen UKW-Amateurs, nebst seiner Station und der Antenne?

Da ist zum Beispiel die Beobachtung der Funkbaken. Man findet sie hier. Der OM muss sich zwar registrieren, aber der Service ist kostenlos. Dafür erhält man einen aktuellen Überblick über die Ausbreitungsbedingungen und den aktuellen Betriebszustand der Baken von 6m bis in die höchsten Mikrowellen. Auch wenn das 2m Band das höchste der Gefühle ist, lohnt es sich, diese Seite zu beobachten.

Wer einen Funkpartner für eine Verbindung sucht, sei es auf 2m, 23 oder auf 3cm, ist nicht mehr auf Conteste oder Mister Zufall angewiesen. Der Chat von ON4KST ist täglich voll mit potentiellen Partnern wie bei einer Heiratsvermittlung. Auch hier muss man sich registrieren lassen und der Dienst ist gratis. Die Chats von ON4KST sind die idealen Treffpunkte. Wer ON4KST nicht kennt, verpasst die besten Gelegenheiten.

Wer auf 3cm auf Regenscatter aus ist, sollte unbedingt auf der Seite von TK5EP reinschauen. Dort verpasst der OM keinen einzigen Tropfen. Im Sommer, wenn die Hitze die Kumuluswolken in grosse Höhen steigen lässt, ist für diese beliebte Betriebsart Hochsaison. 10 GHz ist dazu das ideale Band. 5 GHz geht zwar auch noch, doch wesentlich schlechter.

Im 2m Band kommt Regenscatter nicht mehr vor. Dafür gibt es jede Menge anderer interessanter Betriebsarten. Zum Beispiel Verbindungen über Reflexionen an Flugzeugen. Von diesen hat es ja immer mehr in der Luft. Entsprechend gross sind die Chancen, derartige Verbindungen zu tätigen. Frank, DL2ALF, hat ein wunderbares Tool kreiert um diese Verbindungsart vorherzusagen. Gerade letztes Wochenende habe ich wieder einmal staunen dürfen. Ich hatte das Programm gestartet und meine kleine DK7ZB Yagi gegen Belgien gerichtet - auf die Bake ON0VHF. Normalerweise kann ich diese Bake, die von mir 460km entfernt ist, nicht hören. Doch wenn sich ein Flugzeug am richtigen Ort befindet, taucht sie plötzlich aus dem Nichts auf - es ist wie Magie und es haut mich jedes Mal fast aus den Socken, wenn dieses Signal genau dann auftaucht, wenn es Franks Programm vorhersagt!
Übrigens funktioniert Flugzeugscatter auch im 10GHz Band, wie ich beim Empfang der Bake HB9EI im Tessin feststellen kann.

Natürlich spielt auf UKW das Wetter eine entscheidende Rolle. Während 10GHz eher von Regenzellen profitiert, sind es anderswo die stabilen Hochdrucklagen mit ihren Inversionsschichten, die die Ausbreitungsbedingungen anheben. Trotz dem Jura, mit dem 1605m hohen Chasseral vor der Nase, gelingt es manchmal auch von hier aus, eine Verbindung mit England zu tätigen. Sogar auf 23cm. Um keine günstige Wetterlage zu verpassen, empfiehlt es sich, hier oder hier regelmäßig vorbei zu schauen.

Nicht zuletzt gibt es viele, für den UKW-Amateur interessante SDR, mit Empfängern von 6m bis 1.2cm. Ein ideales Tool um seine Anlage oder die Ausbreitung zu testen.

Und natürlich haben auch die modernen, digitalen Betriebsarten auf UKW Einzug gehalten. Nicht nur bei den Big Shots, die ihre Signale via Mond verschicken (EME), sondern auch bei den Small Pistols. Der Spaß mit WSPR, FT8 und Konsorten im 2m Band hat gerade erst begonnen.

Natürlich haben auch die Profis ausgefeilte Tools für die Vorhersage der Ausbreitung im UKW-Gebiet. Oben im Bild ist eine solche Simulation zu sehen. An all diesen Orten, sollte mein 10 GHz Signal zu hören sein. Theoretisch. Die Praxis wird wohl eine etwas abweichende Meinung dazu haben.
Im Alpenraum führt neben der Reflexion, die Diffraktion an scharfen Berggraten zu unverhofften Überreichweiten. Das hat schon Roger Schawinski mit Radio 24 auf dem Pizzo Groppera eindrücklich bewiesen und damit die Regierung in Rage versetzt. Erstaunlich wie rasch solches Wissen infolge der DMR- und Blindenstock-Sedierung bei den Funkamateuren vergessen geht.

Aber lasst uns nicht zu streng sein. Wir könnten ja bei Gelegenheit in den Alpen bei einem Raclette darüber philosophieren:







PS. Man beachte die Flasche mit dem Daumen des "Second Operators" als "Drossel".


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