Es ist ein wunderbarer Sommerabend und die Erntemaschinen sind vor meinem Shack-Fenster unterwegs. Ein friedliches Bild in einer verrückten Welt.
Auf meinem Funktisch steht derweil ein mysteriöses Gerät aus China, das mir ein Freund für einen Augenschein überlassen hat. Es ist ein Gerät, das es in dieser Form eigentlich nicht geben dürfte. Denn der mcHF QRP-Transceiver wurde von M0MKA entwickelt und wird von ihm als Bausatz vertrieben - notabene ohne Gehäuse. Hunderte von fleißigen OM haben das Teil schon zusammengelötet und zur Verbesserung von Hard- und Software beigetragen. Diese "Entwicklung beim Kunden", die wir ja bereits von Elecraft kennen, ist immer noch im Gang.
Ob das Teil auf meinem Tisch von M0MKA stammt und in China von einem OM gebaut wurde, wage ich zu bezweifeln. Die Indizien sprechen dagegen.
Der Transceiver aus dieser Kartonschachtel ist vermutlich ein Illegaler:
Einer, der nicht einmal seine Abstammung verleugnet. Prangt doch auf seiner Front frisch und frech: mcHF:
Der Zwerg-Transceiver wird als Kit deklariert, wie auf der Verpackung zu sehen ist. Ob damit das Konfigurieren per Software gemeint ist?
Das Gerät ist in der Tat ein Zwerg, vergleichbar mit dem KX2 von Elecraft, und macht, bis auf einige Details, einen robusten Eindruck. Es ist mit einer "maximalen Stückzahl" von Schrauben bestückt und ich habe deshalb davon abgesehen, es komplett auseinander zu nehmen. Wer weiß, ob ich es wieder zusammengekriegt hätte.
Ein rudimentäres Manual findet man im Internet. Trotzdem bleiben noch etliche Fragen offen. Offenbar haben viele Köche in der Suppe gerührt und jeder hatte Sonderwünsche und eigene Ingredienzien. Entsprechend komplex sind die Möglichkeiten der Software. Wehe dem, der unvorsichtig im Menü herumstochert. An diesem Transceiver lässt sich alles verstellen, was man sich ausdenken kann, plus Dinge die man sich gar nicht vorzustellen vermag. Aber seit ich den FT-991 ein Jahr lang auf dem Tisch gehabt habe, bin ich auf komplexe Menüs geeicht.
Vom Schaltungsprinzip her ist der mcHF ein SDR, aber kein "Direct Sampler" wie zum Beispiel der IC-7300 oder die 6000er Serie von Flex. Denn wie beim KX3 und KX2 von Elecraft wird das HF-Signal zuerst in einem I/Q-Mischer auf die NF-Ebene heruntergemischt bevor es dann digital weiterverarbeitet wird.
Leider funktioniert das in diesem Fall nicht ohne eine Reihe Mischprodukte, die sich als Pfeifstellen bemerkbar machen.
Zudem ist der Transceiver sehr empfindlich. Ich wunderte mich am Anfang, dass bereits ein 7uV Signal das S-Meter auf S9 trieb. Da ich gegen undefinierte S-Meter allergisch bin, habe ich es auf S9 = 50uV geeicht, nachdem ich die entsprechenden Menüpunkte gefunden hatte. Erfreut konnte ich feststellen, dass eine S-Stufe ziemlich genau 6dB entsprach, und nicht nur 3dB wie bei vielen japanischen Geräten. Darum hat man auf den ersten Blick den Eindruck, der Empfänger rausche wie ein Wasserfall. Doch das ist eher optische Täuschung als akustische Realität.
Erstaunlicherweise hat das kleine Kistchen einen großen Appetit. Ausgeschaltet zieht es bereits 70mA bei 13.5V. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Beim Empfang sind es dann um die 400mA und auch ohne Sendebetrieb ist das Teil ein toller Handwärmer für strenge Winter.
Beim Senden geht es dann erst richtig zur Sache und ich schätze, dass das angeschraubte Zusatzblech nicht für Dauerbetrieb ausgelegt ist (unten im Bild).
Im 80 und 60m Band lieferte der Klon 7W, auf 40m 9W und im 30m und 20m Band sogar 11W bei 13.5V. Dann ging's wiede runter: 17m 7W und 15m 8W. Danach war Schluss: Im 12m und 10m Band kamen nur noch Milliwatt raus. Entweder ein Fehler im Gerät oder im Hirn des Operateurs.
Interessanterweise und im Gegensatz zum legalen Bausatz sendet der Transceiver auch auf dem 160m Band. Allerdings nur mit 1 bis 1.5 Watt.
Die Spektrumanzeige und das Wasserfall-Diagramm sind zwar hübsch anzuschauen, aber inzwischen sehe ich diese Goodies nicht mehr als "must have". Funken geht ganz gut auch ohne. Durch diese Anzeige wird es auf dem kleinen Bildschirm natürlich eng. Entsprechend schwierig sind die richtigen Druckpunkte für das Touch-Display zu finden.
Der fixfertige mcHF Klon aus China ist ein faszinierendes Gerät. Aber es ist weit davon entfernt, fertig zu sein. Überall stößt man noch Baustellen. Aber funktionieren tut es. Zum Abschluss meines Augenscheins habe ich natürlich ein QSO gefahren: in CW auf 40m mit G4GBX.
Nach Auskunft von Larry Yang, dem Sales Manager von Quanzhou Risen Electronics Co.,Ltd,
sieht es bezüglich Preis folgendermaßen aus:
1pc of RS-918 HF SDR Transceiver
Transceiver Cost - $350
Shipping Cost - $30
Total Cost - $380
Das Mikrofon ist übrigens dabei und es kann mit PayPal bezahlt werden.
Ich werde mir kein solches Teil zulegen. Wenn die Dinger von Elecraft nicht so teuer wären, käme als Alternative aber ein KX2 in Frage. Der dürfte in der Zwischenzeit wohl fertig entwickelt sein.
Empfehlen kann ich das Teil nur ausgefuchsten Tüftlern, Bastlern, Ingenieuren und anderen Verrückten. Wegen der vielen offenen Baustellen kann man es tatsächlich als Bausatz betrachten;-)
Empfehlen kann ich das Teil nur ausgefuchsten Tüftlern, Bastlern, Ingenieuren und anderen Verrückten. Wegen der vielen offenen Baustellen kann man es tatsächlich als Bausatz betrachten;-)
2 Kommentare:
Hallo Anton,
als langjähriger Leser Deines Blog kann ich nur bestätigen, dass Du mit Deinem Komentar zum Klon mcHF den Nagel auf den Kopf getroffen hast.
Schau Dir doch mal den QRP TRX "Arial 51 SDR" von Apello Funk an, auch in Hinsicht zu den bekannten QRP- Geräten. Was ist Deine Meinung.
vy 73 de Udo DK1AUP
Hmmm "Arial 51 sdr 739 Mäuse!!!!!
IC7300 1200
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