Als Spaßpeiler jenseits der reglementierten und ernsthaften Wettbewerbe haben mich auf meiner ersten Fuchsjagd drei Dinge gestört:
1. Die Kopfhörer auf den Ohren
2. Der unstabile VFO und wacklige Bedienung
3. Dass ich kein S-Meter hatte
Ja, ich weiß: echte Peilsportler brauchen sowas nicht. Man peilt nicht mit einem S-Meter, sondern nach Gehör. Aber ihr wisst ja: Ich bin ein S-Meter Fetischist. Deshalb habe ich mir jetzt einen Peiler selbst gestrickt.
Zuerst hielt ich nach einer geeigneten Schaltung Ausschau - man will ja das Rad nicht neu erfinden. Superhet-Empfänger habe ich verworfen. ZF-Filter und BFO sind m.E. unnötiger Ballast und eine AGC wäre kontraproduktiv. Ich entschied mich für den klassischen DC-Empfänger mit einem NE602 (SA612) als Mischer und den bewährten LM386 als NF-Verstärker. Der Kleine ist kräftig genug, um bei Bedarf einen Lautsprecher zu treiben.
Am besten hat mir die Schaltung von YO5AT gefallen. Ich habe sie mit einigen Änderungen abgekupfert. Rausgeworfen habe ich den Verstärker für die Vertikalantenne: da ist m.E. ein FET besser am Platz als ein klassischer Transistor.
Auch die Abstimmung mit der Kapazitätsdiode musste einem Drehko weichen. Der Foliendrehko (Polyvaricon) von der BOX73 passte perfekt in mein Konzept. Er ist nicht so leichtgängig, sodass auch vor Aufregung zitternde und behandschuhte Hände die Frequenz gut einstellen können. Für eine gute Bedienung sind auch die überdimensionierten Knöpfe aus der Veteranenabteilung meiner Bastelkiste verantwortlich. Drehko und Potmeter sind absolut spielfrei montiert. Benutzt wird übrigens nur das 60pF Paket des Polyvaricons.
Genial finde ich bei der YO5AT-Schaltung die HF-Stufe mit einem Dual-Gate-MOSFET. In meinem Fall ein BF961 Über das zweite "Gitter" dieser Tetrode wird die Verstärkung geregelt und man erzielt dabei einen Regelumfang von ca. 50 dB. Das sollte genügen.
Reicht der Lautsprecher infolge Umgebungslärm oder altersschwachen Ohren nicht, habe ich parallel dazu einen Kopfhöreranschluss installiert. Den Lautsprecher dabei zu unterbrechen, hat sich als unnötig erwiesen.
Am Lautsprecher-Ausgang hängt die S-Meter-Schaltung. S-Meter ist natürlich übertrieben. Aber das 100uA-Instrument, dessen Empfindlichkeit mit dem Trimmer am Eingang der Schaltung eingestellt wird, zeigt schon bei kleinsten Signalen einen Ausschlag. Hängt es am Anschlag, ist der Moment gekommen, den HF-Regler zurückzudrehen.
Einen NF-Regler besitzt der Peiler nicht. Dafür ein abgeschirmtes Gehäuse, das ich aus Platinenmaterial gebaut habe. Seit ich eine Proxxon FET zum Geburtstag geschenkt bekommen habe, ist der Gehäusebau eine wahre Freude :-)
Ein abgeschirmtes und stabiles Gehäuse trägt viel zur Stabilität des Empfängers bei.
Wie üblich bei meinen Prototypen habe ich mit aufgeklebten Leiterbahnen gearbeitet (UHU hart). 0.5mm oder 0.8mm FR4 lässt sich mit der Haushaltschere der XYL gut in Streifen schneiden. Dass dabei die Schärfe der Schere abnimmt, ist ein Kollateralschaden, den man in Kauf nehmen muss. Inzwischen habe ich meine eigene Platinenschere ;-)
Hier ein Blick in das Innere des Peilers. Ich bitte um Nachsicht - es ist ein intuitiv aufgebauter Prototyp, organisch gewachsen und mit Artefakten durchsetzt.
Und hier das Schema dazu. Ich habe dazu etwas mit dem TinyCAD geübt. Wie man sieht, bin ich Anfänger. Von Hand gezeichnet wär's zehnmal schneller gegangen:
Hier noch die S-Meter Schaltung. Diesmal direkt aus dem LT-Spice. Darum die "amerikanischen" Widerstände. Dabei ist das Poti am Eingang Fake-News, in Wahrheit ist es ein Trimmer. Wie man sieht, bin ich auch hier Anfänger:
Hier noch meine beiden Peiler im Vergleich. Wie man sehen kann, ist die Ferritantenne beim Eigenbau als Außenbordmotor montiert. Achtung: Ferritstäbe können auf einen Schlag hin in die ewigen Jagdgründe eingehen.
Ich bin mit dem Neuen bisher zufrieden und habe damit bereits eine Störquelle ausfindig gemacht. Wie so oft in diesen Fällen natürlich ein Schaltnetzteil im eigenen Haus. Endgültig bewähren muss er sich dann auf der nächsten Spaßfuchsjagd.
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