Der wichtigste Teil eine Funkstation ist die Antenne. Hat der OM nur eine Dummy Load, nützt auch das teuerste Funkgerät nichts.
Kürzlich wurde ich von einem OM angeschrieben, der auf einem Insel-Trip in der Südsee war. Er war enttäuscht von seiner Antenne, einer High Endfeed. Sicher eine gute Antenne - aber leider am falschen Ort.
Horizontale Antennen sind keine besonders guten DX-Strahler, wenn der Operateur "die Füsse im Wasser hat". Es sei denn, er ist in der Lage, einen Beam auf einen hohen Mast zu setzen. Doch das können sich normalerweise nur die professionellen DX-Peditionäre leisten. Wer auf seiner Trauminsel die Ferien verbringt und Funken als Nebensache betreibt, ist auf einfache Antennen angewiesen. Solche, die auch ins Fluggepäck passen. Nebst all dem Kram, den wir für unentbehrlich halten.
Und da sind alle horizontalen Antennen keine optimale Wahl. Ob Dipol, Enfeed, Windom, sie strahlen nicht flach genug, um die Kollegen zuhause mit einem guten Signal zu beglücken. Zumal der Ferien-DXer den Draht in der Regel nicht hoch genug hängen kann.
Wer von uns Mitteleuropäern kann schon auf eine Palme klettern, ohne dass ihm eine Kokosnuss auf den Kopf fällt? Schafft man es, den Draht zwischen Hütte und Baum auf 8m Höhe zu hängen, ist das schon eine Meisterleistung. Im Übrigen werden Drahthöhen gerne überschätzt - auch zuhause hinter dem Haus, vom Funker und leider auch vom lieben Nachbarn.
Betrachtet man das Richtdiagramm eines Dipols für das 20m Band acht Meter über Grund am Meeresstrand, sieht man sofort, dass die Antenne viel zu steil strahlt. Die Funkwellen müssen dabei extra Sprünge einlegen, um das ferne Europa zu erreichen. Von eine Südseeinsel aus, versteht sich. Wenn der OM bloß auf Bornholm sitzt, ist der Dipol gerade richtig, um in Bielefeld gehört zu werden. Sofern Bielefeld wirklich existiert.
Für den Ferienfunker gibt es eine Antenne, die besser zur Südsee passt. Sie heißt Groundplane oder auch einfach Vertikalstrahler.
Für vertikale Antennen ist das Salzwasser des Meeres die ideale Umgebung. Hier sind diese Antennen in ihrem Element. Sie brauchen am fernen Strand nicht einmal richtige Radiale. Drei oder vier Drähte - einfach auf den Boden gelegt - genügen ihnen. Ungefähr 1/4 Wellenlänge für das längste Band - man braucht sie nicht abzustimmen. Der Rest erledigt das Meer.
Wieso also auf Palmen klettern und sich der Gefahr der Kopfnüsse aussetzen, wenn man einfach einen simplen Stängel neben die Hütte stellen kann?
Wie wir im nächsten Bild sehen, schickt eine einfache Viertelwellen-GP in Meeresnähe ihre Wellen viel flacher in den Aether als der horizontale Palmendraht:
Wer jetzt meint, er brauche zu diesem Zweck ein ganzes Bündel Alurohre, ist auf dem Holzweg. Eine Fiber-Teleskoprute passt viel besser ins Fluggepäck. Ich bevorzuge die 10m Mini von DX-Wire. Sie lässt sich auf 67cm Transportlänge zusammenschieben und wiegt nur 1.3kg. Zusammen mit etwas feiner Kupferlitze, Klebband, Schnur und ein paar Kabelbindern sollte man also unter 2kg kommen.
Der Draht wird einfach mit Isolierband an den Mast geklebt. Vorsichtshalber sichert man auch die einzelnen Segmente, sodass sie bei Sturmwind nicht zusammenrutschen.
Wer nur auf 20m und darunter arbeitet, braucht den Mast nur auf ca 5m auszuziehen. 7m sind ein guter Kompromiss für die Bänder von 15 bis 40m. Für das 10m Band sind 7m jedoch zu lang und die Antenne strahlt dann wieder steiler. 10m Länge gehen erfahrungsgemäß gut für 30 bis 80m.
Natürlich sind die 7m mit keinem Band in Resonanz. Höchstens im 30m Band -wenn man Glück hat. Doch das spielt keine Rolle, dafür gibt es Antennentuner. Bewährt hat sich bei mir ein CG-3000, der direkt am Fuss des Strahlers montiert wird. Wer auf einen Tuner verzichten muss, weil sonst die Schuhe der XYL im Koffer keinen Platz finden, muss sich die Strahler halt zurechtschneidern. Das läuft meistens auf einen Ein- oder Zweibandbetrieb hinaus. Mit zwei parallel geschalteten Viertelwellendrähte für das 20 und 15m Band, die ich bereist zu Hause abgemessen hatte, habe ich "tunerlos" vom Lemmenjoki gearbeitet. Die beiden Drähte beeinflussen sich zwar gegenseitig etwas, aber der FT-857 verdaute das anstandslos. Multidrahtantennen sind in der Regel keine besonders gute Idee. Dipole, bei denen für jedes Band separate "Äste" vom gleichen Kabel gespeist werden, sind nur schwer in den Griff zu kriegen - obschon sie immer wieder propagiert werden.
Wer jetzt meint, auch zuhause in den Bergen sei eine Vertikal die bessere Antenne, könnte enttäuscht werden. Hier, wo die excellente Leitfähigkeit des Meerwassers fehlt, haben der Dipol und Konsorten oft die Nase vorn.
Und für Euopa-QSO's reicht im Prinzip eine "nasse Wäscheleine", wie folgende Geschichte zeigt, die mir Stefan DL8SFZ zugeschickt hat:
Hallo Anton,dein Beitrag erweckte sofort Erinnerungen an meine Anfangszeit im Amateurfunk:Es war irgendwann zwischen 1983 und 1985, ich hatte 1983 die Lizenz gemacht und bei Eintritt in den DARC und somit OV auch gleich mal die „Heilige Messe Ham-Radio“ kennen gelernt. Kein geringerer als Walter, DK9SQ mit seinen Schiebemasten, war der Initiator der Ham-Fahrt und konnte immer jemanden brauchen, der beim Schleppen der vielen Kartons helfen konnte.Abends, nach getaner Arbeit saßen wir zusammen in den Klappstühlen im Besucherlager um Walters „Bomber“, seinen roten Ford Transit, der wahrscheinlich in den sehr vielen Jahren nicht einmal die Waschanlage gesehen hatte. Egal, er erfüllte seinen Zweck. Walter erzählte viel aus seinen Anfangszeiten und den vielen Antennenversuchen, die er im Laufe seines Lebens gemacht hatte. Und in diesem Moment hatte er eine Idee…. Walter stieg in seinen Transit und fuhr noch ein wenig nach vorne, bis seine Stoßstange nur noch wenige cm vom nächsten VW-Bus entfernt war. An seine Stoßstange montierte er dann an irgendeiner Stelle, die er einfach blank gemacht hat, die Seele des Koax und den Schirm klemmte er an die verchromte Stoßstange des VW-Busses.Sein Kurzwellengerät, ein Atlas 210x wurde auf den Klapptisch gestellt, kurz an die Batterie angeklemmt und mit seinem Eigenbautuner der Transit-VW-Bus-Dipol angepasst. Mehrere SSB-QSO´s auf 80m krönten den Abend und keiner der QSO-Partner glaubte uns, dass wir eine „Mobilantenne“ wie beschrieben betrieben.Dieses Erlebnis zeigte mir, dass es sicher sehr hilfreich ist, wenn man immer versucht, das Optimum anzustreben. Es zeigte aber auch, dass so manches Provisorium besser gehen kann, als man denkt. Ganz ohne Simulation, ohne Computer und Antennenanalyser. Danke für deinen Beitrag, der mir sofort diese sehr schöne Erinnerung an mein Jungerwachsensein erinnerte, an Grillfleisch auf dem Brötchen, freifliegender Aufbau und vor allem an Walter, ein Urgestein aus unserem OV, der selbst heute noch so Manchen zum Staunen bringt! Liebe Grüße in die Schweiz Stefan, DL8SFZMit was man sonst noch funken kann, zeigt uns K2MIJ in seinem Blog (Danke Bernd!)
Eine wahre Funkperlenkiste für Anhänger von "Wunderantennen" ;-)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen