Montag, 22. Juni 2015
Funk am Berg
Amateurfunk inmitten der Berge sieht etwas anders aus, als an der Meeresküste. Auf den längeren Wellen merkt man sofort, dass die Bergketten die Bodenwellen stoppen. Während an der Nordsee auch tagsüber auf Mittelwelle (160 und 630m) respektable Distanzen überbrückt werden können, erwachen diese Bänder inmitten der Alpen erst in der Nacht zum Leben, wenn die Ionosphäre ins Spiel kommt. Nur der Langwelle (2200m Band) gelingt es - mit Verlusten - auch am Tag die Bergriegel zu überqueren.
Doch das ist nicht der einzige Unterschied. Der Boden besitzt eine schlechte Leitfähigkeit. Unter einer geringen Humusschicht befindet sich der gewachsene Fels. Einen Grundwasserspiegel sucht man in der Regel vergebens. Daher sind Vertikalantennen keine gute Idee und horizontale Dipole die bessere Wahl (siehe u.a. Praxisbuch Antennenbau von HB9ACC)
Natürlich behindert auch der hohe Horizont der umliegenden Berge eine flache Abstrahlung. DX geht am besten Talauf- oder Talabwärts.
Diesmal war ich in Haute-Nendaz in den Ferien. Ein großer Wintersportort, der redlich versucht, auch die Wandertouristen im Sommer anzuziehen. Doch im Juni herrscht dort tote Hose. Die Bergbahnen stehen still und die meisten Betten bleiben kalt. Schade, denn es ist eine wunderbare Zeit, den Suonen entlang zu ziehen, die aufblühende Natur zu bewundern und die klare Bergluft zu atmen. Für ältere Semester ideal, denn die Höhendifferenzen entlang der Suonen sind minimal.
Abends möchte man aber noch ein wenig funken und so baut der OM eine Antenne gemäß den örtlichen Gegebenheiten. Die waren in meinem Fall vor allem eins: steil. Schon die Zufahrt zum Chalet stellte meinen Dreizylinder Fiesta vor ein Problem: 25% Steigung waren zu überwinden. Ein 4X4 wäre kein Luxus gewesen.
Der Hang selbst war aber noch steiler: ca. 50% vom QTH auf 1500m bis hinunter ins Tal.
Aufgrund der Verhältnisse entschied ich mich für "den Antennentyp des Seltsamen Dipols", angepasst durch einen automatischen Koppler CG-3000. Da ich nicht die Katze im Sack kaufen wollte, simulierte ich zuvor das eigenartige Gebilde mit EZNEC. Doch eine Simulation auf stark abfallendem Gelände hat ihre Tücken. Einfach so zu tun, als sei der Untergrund im Lot, ist keine Lösung. Die Achsen müssen dem Boden angepasst werden. In meinem Fall war das die X-Achse. Darum steht der Vertikalteil meiner Antenne - ein Fiberglasmast - in der folgenden Darstellung schräg, obschon er in Wirklichkeit gerade in den Himmel zeigte:
Nummer 1 ist der Fiberglasmast, der in Wirklichkeit senkrecht steht und etwa 8m lang ist. Er stand auf dem Balkon, der sich 4m über Grund befand.
Nummer 2 ist 16.6m lang und wurde schräg in den Hang hinein abgespannt und in zwei Metern Höhe an einem Baum befestigt.
Nummer 3 ist die andere Hälfte des Dipols und 19m lang. Er wurde in 4m Höhe parallel zum Hang gespannt.
Diese Antenne ist weder resonant noch symmetrisch. Doch das ist dem CG-3000 wurscht ;-) Er passt auf allen Bändern 1:1 an.
Die Verluste des Gebildes halten sich in Grenzen, außer auf dem 160m Band. Gegenüber meiner Antenne zuhause verlor ich fast 20 dB laut Simulation. Dies wurde von der Wirklichkeit prompt bestätigt. Auf 80 und 40 ist diese Antenne natürlich ein Steilstrahler - was auch meiner Absicht entsprach. Ich war auf QSOs mit HB9 und den Nachbarländern aus.
Doch jetzt kommt der Clou an dieser Geschichte. Die Richtdiagramme, die EZNEC zeigt, können natürlich nicht 1:1 übernommen werden. Denn die X-Achse wurde ja dem Terrain angepasst. Deshalb muss dieser Winkel bei den Richtdiagrammen auch berücksichtigt werden. Und was vorher ein Senkrechtstrahler war, wird jetzt zum Tal hin abgekippt.
Ein Glücksfall für mich. Denn Nendaz liegt an einem Nordhang und folglich war auf 80 und 40m der Norden die bevorzugte Strahlrichtung. Funk mit Rückenwind vom Berg!
Dafür ging es in die andere Richtung (Bergauf) kaum. SV/HB9EXA/m, mit dem ich Skeds verabredet hatte, war nur an der Grasnarbe zu hören (30m).
Theorie und Praxis stimmten also überein. Zumindest bis ich die Impedanz der Antenne mit den errechneten Werten verglich. Da offenbarte der AA-600 recht große Unterschiede.
Unten im Tal liegt übrigens die Hauptstadt des zweisprachigen Kantons Wallis/Valais. Und etwas oberhalb auf der anderen Seite der Ort Savièse. Dort war bis 2005 ein lokaler Mittelwellensender in Betrieb (1485kHz, 1kW) mit dem Programm von Sottens. Hier die technischen Details.
Er war übrigens nicht der einzige Mittelwellen-Füllsender in der Schweiz. Wer mehr über die Radiogeschichte der Schweiz erfahren möchte, kommt nicht um diese Seite herum.
Sonntag, 21. Juni 2015
Schöne Bescherung
Ihr habt es sicher an den "Konserven" aus meinem alten Blog gemerkt gemerkt: ich war in den Ferien. Wie es mir dort funktechnisch ergangen ist, werde ich in einem meiner nächsten Beiträge erzählen. Doch brennender scheint mir ein Thema, das uns alle plagt: Störungen in der Funkbude, mangels EMV
Wenn es im Empfänger brummt und bretzelt, kommt man sich manchmal vor wie ein Blindgänger. Vielleicht ist es das, was Peter, DO7PC, gemeint hat, als er in einem Forum schrieb:
Anton ist keine Bereicherung, sondern einfach nur ein Blindgänger für den Amateurfunk. Das ist aber hinreichend bekannt ...
Doch zurück zum Thema. In den letzten Wochen, hoch oben in den Walliser Bergen, konnte ich für einmal totale Störfreiheit genießen. Das S-Meter ging auf allen Bändern auf Null, wenn kein Signal da war - auch auf 160m. Allerdings erst, nachdem ich meine z.T. eingeschleppten Störquellen eliminiert hatte: Den Lader meines Samsung Smartphones, die USB-Verbindung zwischen PC und Transceiver, das Schaltnetzteil für den Transceiver und eine Sparlampe im Untergeschoss.
Das führte mir wieder einmal deutlich vor Augen, dass die meisten Störungen hausgemacht sind.
Ganz besonders fies sind die Störungen, die man mit Erdschlaufen produziert. Nicht nur im Empfänger, auch im eigenen Sender. Das zeigte sich auch bei einer Station, mit der ich von meinem Ferien-QTH aus Kontakt hatte. Der OM morste oft verwirrende Zeichen. Zuerst schrieb ich das seiner Gebeweise zu. Gehöre ich doch auch zu denen, die sich beim Telegrafieren häufig verhaspeln. Als eine andere Station in seiner Nähe jedoch das gleiche feststellte, wurden wir misstrauisch. Der OM gab nicht falsch, viele seiner Zeichen "verhungerten" einfach. Das heißt, sie kamen wohl aus dem Transceiver, doch um einige 10dB schwächer.
Ein Fehler im Transceiver? HF-Einstrahlung durch eine unsymmetrische Zweidrahtleitung? Beeinflusste HF im Shack die ALC des Senders oder ließ das Antennenrelais unmotiviert abfallen?
Der genaue Wirkungsmechanismus blieb unerforscht, doch die Ursache konnte schliesslich beseitigt werden: eine Erdschlaufe.
Entfernte der OM die "Erde" vom Transceiver und ließ bloß Antenne, Taste und Speisung angeschlossen, waren seine Zeichen sauber.
Wahrscheinlich seit Japan existiert, gibt es in jedem Transceiver-Manual eine schöne Zeichnung, verbunden mit einem Hinweis: Alle Geräte im Shack soll der OM geflissentlich sternförmig untereinander und mit einer sogenannten Erde verbinden. Vorzugsweise einem Erdpfahl, der draußen in den Boden geschlagen wird. Dies zum Schutz vor Blitz und Stromschlag.
Das ist Humbug, zumindest hier in Zentraleuropa. Denn unsere Hausnetze haben einen Schutzleiter, der meistens mit einem Fundamenterder verbunden ist. Das schützt den OM vor Stromschlag. Gegen den Blitz hilft nur Ausziehen - nicht den OM sondern Netz und Antenne am Transceiver.
Und was die HF-Erde betrifft: diese muss in jedem Fall getrennt ausgeführt werden und hat im Shack nichts verloren.
Denn die Station darf in keinem Fall Teil der Antenne, bzw. des Antennensystems sein. Außerdem ist mir noch keine HF-Erde im Dachgeschoss eines Hauses begegnet.
Wie wir vom Highlander wissen: Es kann nur einen geben!
Und als Schutzerde im Shack ist das der Schutzleiter des Stromnetzes. Sie sitzt über das eingebaute Netzteil auf dem Gehäuse des Transceivers oder auf dem Gehäuse des externen Netzteils. Oft kommt sie von dort auch via Minusbuchse auf den Transceiver.
Eine zusätzliche Erdung bringt nur Verwirrung ins Spiel....und Erdschlaufen.
Diese können wie im beschriebenen Fall nicht nur zu Störungen beim Senden führen, sondern schleppen oft auch Störungen von außen in den Shack und in den Empfänger. Denn diese Schlaufen wirken mitunter als Antennen und koppeln z.B. Störungen von der Abschirmung des Koax auf dessen Inenleiter.
Erdschlaufen können auch unabsichtlich entstehen. Oft ist auf dem Dach eine Antenne, die über ihr Tragwerk mit dem Blitzableiter verbunden ist. Das nicht zu tun, wäre übrigens sträflicher Leichtsinn. Der Blitzableiter besitzt vielfach eine separate Erdung und ist nicht an den Fundamenterder des Netzes angeschlossen. Doch über den Mantel des Koax wird nun eine Verbindung mit dem Transceiver hergestellt. Mit der Erdung des Schutzleiters entsteht eine riesige Erdschlaufe. Das gleiche ist der Fall, wenn über den Mantel des Koax zum Beispiel die Erde einer Inverted-L eingeschleppt wird.
Wer einen Dipol über einen Balun betreibt, ist fein raus. Doch für alle anderen gibt es glücklicherweise ein probates Mittel, die verschiedenen "Erden" HF-mäßig zu entkoppeln und damit die Schleifen zu unterbrechen: die bewährten Mantelwellensperren. Einige Windungen auf einen N30 Ringkern sind ein probates Mittel. Das ist wie eine Firewall gegen unerwünschte HF.
Samstag, 20. Juni 2015
Si j’était président
Die USKA (Union Schweizer Kurzwellenamateure) sucht
einen neuen Präsidenten, nachdem Daniel Kägi, HB9IQY, wegen der in den Statuten
festgeschriebenen Amtszeitbeschränkung 2016 zurücktreten muss.
Keine leichte Aufgabe, wie Markus, HB9AZT, im
Funkamateur feststellt: Schwindende Mitgliederzahlen, viele unterschiedliche
Interessen und die zunehmende Schwierigkeit, qualifizierte OM zu finden, die
bereit sind, ihre Freizeit für eine symbolisch Entschädigung zu
opfern. Na ja, Markus hat ja immer einen leicht trübsinnigen Bias in seinen
Berichten. Ist es wirklich so schlimm?
Als ich die Meldung zum ersten Mal gelesen habe, kam
mir das Chanson von Gérard Lenorman wieder in den Sinn: Si j’était président.
Und ich habe tatsächlich einen Augenblick mit dem Gedanken gespielt, mich für
dieses Amt zu melden. Sicher bekäme ich einigen Zuspruch von meinen Lesern, da
inzwischen viele OM in der Schweiz die Funkperlen kennen.
Und so habe ich mir überlegt, was ich dann tun würde,
si j’était président. Doch bevor man Pläne schmiedet, sollte man wissen, mit was man es zu tun hat. Kurz: was ist die USKA und wo steht sie heute? Hier
meine Kurzanalyse:
Nun, die USKA von heute ist ein von kognitiver
Dissonanz geplagter Verein von teilweise autistischen Individualisten, die
jeweils ihre Spielart eines aussterbenden Hobbys als die wichtigste ansehen.
Ups. Da habe ich mich wohl gerade als Bewerber für
dieses Amt disqualifiziert. Macht nichts. Ist der Ruf erst ruiniert, dannlebt sich’s ganz ungeniert. Also weiter mit der Analyse:
Grundsätzlich ist die USKA also nicht mehr und nicht
weniger als jeder andere Schweizer Verein von ähnlicher Grösse. Nur mit dem
Unterschied, dass wir funken und nicht Kaninchen züchten. Allerdings haben wir
gegenüber den Kaninchenzüchtern ein Handikap: unsere Tätigkeit ist für
Aussenstehende im besten Fall ein Unikum und schwer fassbar, im schlimmsten
Fall störend und schädlich. Außerdem verlangen wir Privilegien, die kein
Kaninchenzüchter in Anspruch nehmen würde: die Nutzung wertvoller
Frequenzressourcen und das Recht, große, weitherum sichtbare Aluminiumbäume zu
errichten. Notabene ohne irgendeinen greifbaren Gegenwert für die Gesellschaft.
Nicht einmal Kaninchen.
Allerdings haben wir auch eine Gemeinsamkeit mit den
Kaninchenzüchtern: kaum ein Mensch interessiert sich mehr für unser spezielles
Hobby. Wir sterben aus – nur die Kaninchen werden überleben.
Oh, hat mich jetzt Markus angesteckt?
Soweit die Außenansicht unseres Vereins. Doch wie
sieht er denn heutzutage von innen aus?
Kein anderer Verein dürfte dermaßen fragmentiert sein
wie unserer. Das spiegelt natürlich das enorm breite Gebiet unseres Hobbys
wider. Hinzu kommt der Röstigraben, der nicht nur quer durch die Schweiz,
sondern auch durch unseren Verein läuft. Wobei wir die Tendenz haben, das
Tessin vollständig zu vergessen. Die USKA wird von Deutschschweizern dominiert.
Das ist schade, denn gerade in der Westschweiz gibt es viele, sehr engagierte
und hoch qualifizierte OM.
Die USKA ist, wie könnte es hierzulande anders sein,
demokratisch organisiert. Das ist gut so. Doch die gegenwärtige Struktur ist
schwerfällig und verkrustet. Der Ballast ist entsprechend gross. Ein Beispiel
ist der Webauftritt. Er will es jedem Recht machen und verliert sich so in der
Unendlichkeit. Im Gegensatz zu meinem Blog hat er zum Beispiel immer noch
keinen Smartphone-Auftritt. Ein untrügliches Zeichen der Rückständigkeit.
Dabei sucht man verzweifelt nach Nachwuchs, gerade bei
der Smartphone-Generation.
Kurz: Die USKA ist nicht mehr zeitgemäss organisiert,
zersplittert und rückwärtsgewandt und verliert sich in unzähligen Aktivitäten,
obschon die Human- und Finanzressourcen fehlen, diese wirklich wahrnehmen zu
können. Der politische Aktivismus zur Rettung eines angeblichen Rechts auf eine
Antenne ist m.E. nicht mehr als ein Furz in der Laterne und die Resultate der
Nachwuchswerbung geht kaum über Eintagesfliegen hinaus. Natürlich hat der
Amateurfunk nicht nur hierzulande ein Nachwuchsproblem.
Nur im Geburtsland des
Amateurfunks geht der Trend zurzeit in eine andere Richtung. Allerdings zuLasten des Niveaus, wie ein Blick in die QST und ein Vergleich zu früher zeigt.
Doch zurück zum Thema: Si j’etait President, qu'est-ce que je ferais?
Was würde ich als Präsident der USKA tun?
-
Erstens und das ist das Wichtigste: Die Illusionen verscheuchen und den
Tatsachen ins Auge schauen. Wir sind eine aussterbende Spezies. Der
Amateurfunk, wie wir ihn kennen und lieben, wird vielleicht nicht ganz
aussterben, aber in einer bedeutungslosen Nische versinken. Doch was soll’s? Lieber
klein aber fein, anstatt zu einem sinnlosen Jedermannfunk zu verkommen. Hören
wir auf zu jammern und geniessen wir unser fantastisches Hobby. Qualität geht vor Quantität. Trotzdem
darf die Nachwuchsförderung nicht vernachlässigt werden. Aber das machen die
Sektionen und einzelnen Amateure ganz gut, siehe HB-Radio 3-2105. Dazu braucht’s
keinen Oberheini im Zentralkomitee.
-
Zweitens sollte eine „Brücke über den
Röstigraben“ gebaut werden und auch unsere Freunde aus dem Tessin sollten
besser integriert werden. In letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass wir
auseinanderdriften. Als Präsident würde ich die Westschweizer und Tessiner
Sektionen regelmässig besuchen und ihnen vor allem gut zuhören. Der Präsident muss ein Integrator sein und
kein Verwalter. Ein welscher Präsident oder zumindest einer aus dem
Röstigraben wäre deshalb optimal.
-
Drittens müssen wir endlich zur
Kenntnis nehmen, dass unsere Mitglieder immer älter werden. Old Timer haben andere Interessen als
Newcomer. Die USKA muss sich dieser Entwicklung anpassen, sonst verliert
sie den Kontakt mit ihrem Rückgrat. Und das ist nun mal die „Alte Garde“.
Kleiner Tipp für die Redaktion des HB-Radios: Die Clubzeitschrift des RAOTC
birgt wahre Perlen. Eine Fundgrube für Artikel, die man auch im „Zentralorgan“
bringen könnte.
-
Viertens, und das ist eine Frage des
Überlebens: die USKA muss Ballast abwerfen. Konzentration auf das Wesentliche ist angesagt. In meinen Augen
sind das: Die Vertretung gegenüber IARU und den Behörden, der QSL-Service,
solange die OM noch die altertümlichen Pappkärtchen verschicken, der Betrieb
der Station HB9O im Verkehrshaus als wirksamste PR und die Frequenzkoordination.
Wichtig ist auch die Unterstützung der Mitglieder durch die Antennenkommission.
Ob die zweimonatliche Hochglanzzeitschrift dazu gehört, muss hinterfragt
werden. Im Grunde wünsche ich mir den monatlichen Old Man zurück. Wie auch
immer: Aktuelles gehört sowieso ins Web. Der Versuch, sich beim DARC Rundfunk
anzuhängen, scheint mir ein guter Ansatz zu sein. Schließlich sind wir Funker. Aber
was nicht unbedingt zentralisiert werden
muss, soll Sache der Sektionen bleiben. Ich bin ein Anhänger des Föderalismus.
-
Der Webauftritt muss dringend verbessert
und auf das Wesentliche beschränkt werden. Ein
mobiler Web-Auftritt ist ein Muss. Das Web ist heute das Mittel der Wahl
zur Information der Mitglieder. Nur damit kann zeitnah informiert werden.
Totholzmedien sind – wie wir – am Aussterben. Nie aktuell, immer Schnee von
gestern.
-
Politisches Lobbying bringt m.E. nichts.
Schon gar nicht durch politische Amateure. Im besten Fall ist das ein Schuss in
den Ofen, im schlechtesten Fall kontraproduktiv. Wir sind keine signifikante Wählergruppe und vertreten keinen
Wirtschaftszweig!
-
Als USKA Präsident wäre es mir ein
besonderes Anliegen, die Nostalgie mit
der modernen Technik zu versöhnen. Wir Funkamateure haben eine fantastische
Geschichte und die ist Teil unserer Identität. Aber diese Erfolgsgeschichte kam
nur zustande, weil wir immer an vorderster Front experimentierten. Ziehen wir
uns dort zurück, sterben wir noch rascher aus. Darum sollten Entwicklungen wie
z.B. das HamNet gefördert werden.
Und um endgültig disqualifiziert zu werden: Ich würde wieder eine CW Prüfung einführen.
Auf freiwilliger Basis und abgenommen durch Volontäre aus den Sektionen. Die
Telegrafie ist ein unschätzbares Erbe und die einzige Kunst, die wir neben stundenlangem FiiiveNiiine-Brüllen beherrschen. Sie darf nicht aussterben.
Donnerstag, 18. Juni 2015
Funkperlen Reloaded: Der Fünfachtel-Spleen
Groundplane-Antennen
mit einer mechanischen Länge von 5/8 Lambda haben eine besonders flache
Strahlung und sind demzufolge gut für DX geeignet. Leider sind sie auch groß.
Eine herkömmliche Viertel-Lambda GP für das 20m-Band ist 5m hoch, eine 5/8
dagegen 12.5m.
In CB-Kreisen scheint
5/8 Kultstatus zu haben. So trifft man z.B. auf Mobilantennen die mit 5/8
beworben werden, aber etwa einen Meter lang sind. Eine echte 5/8 Antenne müsste
aber gegen sieben Meter lang sein. Kann sie aber als Mobilstrahler nie sein,
das würde die Straßenverkehrsordnung nicht zulassen und bei Autobahnfahrt den
stärksten Sockel aus der Karosserie reißen.
Zitate aus einem
CB-Forum:
Die 5/8-Lambda-Antenne ist eine typische
Mobilantenne, da sie zur Anpassung eine Fußpunktspule benötigt, welche bei den
Fahrzeugantennen als Feder ausgebildet ist.
Und weiter:
Die 6/8-Lambda-Antenne kann direkt an
ein RG58-Speisekabel angeschlossen werden, ohne Fußpunktspule. Genau wie die
5/8-Lambda-Antenne hat sie auch eine flache Abstrahlung, und daher den gleichen
Antennengewinn.
Das ist natürlich
Käse.
Groundplane-Antennen
mit einer mechanischen Länge von 5/8
Lambda haben eine besonders flache Strahlung und sind demzufolge gut für DX
geeignet. Leider sind sie auch gross. Eine herkömmliche Viertel-Lambda GP für
das 20m-Band ist 5m hoch, eine 5/8 dagegen 12.5m.
Macht man die GP noch
länger, verringert sich die Flachstrahlung zugunsten einer Vertikalstrahlung.
Lambda 3/4 ist also diesbezüglich wesentlich schlechter.
Also
noch mal: Eine 5/8 Antenne muss eine mechanische Länge
von 5/8-Lambda aufweisen um die gewünschte Flachstrahlung zu erzielen. Was
darunter ist, ist zwar auch noch gut, strahlt aber nicht gar so flach, was
darüber ist, hat eine zunehmende Steilstrahlung. Geht man unter einViertel
steigen die Verluste an, weil der Strahlungswiderstand in den einstelligen
Ohm-Bereich sinkt und die Verluste der Verlängerungsspule und eines
mangelhaften Gegengewichts zum Tragen kommen.
Aber Vorsicht! Auch
eine 5/8-Lambda Antenne kommt nicht ohne Radials aus. Sonst kann sie ihre
Wirkung nicht entfalten.
Natürlich
ergeben 5/8 keine elektrische Resonanz. Damit eine solche Antenne funkt, muss
sie angepasst werden. In der Regel wird sie durch eine Verlängerungsspule auf elektrische Dreiviertel verlängert.
Im Bild oben ist eine
5/8 GP für das 12m-Band zu sehen. Die Spule ist offen aufgebaut und versilbert.
73 de Anton
Montag, 15. Juni 2015
Funkperlen Reloaded: Heathkit SB-1000
Im Bild oben ist eine
KW-Linear-Endstufe zu sehen, die in den 80er Jahren von Heathkit im Bausatz
angeboten wurde. Links daneben ein sogenannter “Bremsenkessel”, eine
1KW-Kunstlast, ebenfalls von Heathkit. Ob heute noch ein solcher Bausatz mit
3100 Volt Anodenspannung angeboten würde, wage ich zu bezweifeln. Ein falscher
Griff und der OM raucht aus den Ohren und fasst schnurstracks eine Harfe. Paul,
HB9DFQ, hat mir zu dieser legendären Endstufe folgendes geschrieben:
Von Heathkit habe ich
einige Bausätze erfolgreich zusammengebaut. Unter anderen war das der SB-1000
im Jahre 1988. Dabei handelt es sich um eine 1 kW Endstufe für die
“klassischen” Bänder von 10m bis 160m. Die Endstufe lässt sich aber auch auf
den WARC Bändern betreiben.
Die Endstufe enthält
eine 3-500Z Triode (grounded Grid) betrieben mit 3.1 kV Anodenspannung und
450 mA Anodenstrom.
Ausser einer
Zenerdiode zur Erzeugung der Gittervorspannung enthält diese PA keine
besonderen elektronischen Komponenten.
Für kurze
Sprachspitzen, t < 1ms, erreicht diese PA tatsächlich 1000 Watt
Ausgangsleistung. Beim Abstimmen mit einem Träger erzielt man ca. 700 Watt
Ausgangsleistung. Die PA eignet sich nur für SSB ohne Sprach-Kompressor im
Dauerbetrieb. Die Kühlung ist viel zu schwach dimensioniert.
Der Zusammenbau hat
aufgrund der sehr genauen Bauanleitung gut geklappt. Bei der Inbetriebnahme
sind jedoch zwei Probleme aufgetreten:
1. Der Einschaltstrom
war so gross, dass die 10 A Haussicherung durchgebrannt ist. Die
Original-Schaltung enthielt keine Massnahmen zu Begrenzung des
Einschaltstromes.
Ein 50 Ohm
Seriewiderstand welcher nach 3 Sekunden von einem Zeitrelais überbrückt wird,
löst dieses Problem. So werden alle beteiligten Komponenten, insbesonders die
Elkos und der Heizfaden der Röhre weniger strapaziert. Der Heizstrom beträgt im
Normalfall schon 14.4 A. Wie hoch der Strom im kalten Zustand der Röhre wird,
möchte ich lieber nicht wissen. Die Elkos im Netzteil sind in Serie geschaltet.
Mit sogenannten “Bleeder-Widerständen” (47 kOhm Parallel-Widerstände) sollen
die 3100 Volt Anodenspannung gleichmässig über die 8 Elkos verteilt
werden. Während dem Einschalten ohne Softstart ist die
Spannungsverteilung jedoch reziprok zu den Kapazitäten der Kondensatoren,
und diese sind bei weitem nicht gleich. Mit dem 50 Ohm Vorwiderstand dauert das
Ansteigen der Anodenspannung ca. 2 Sekunden. Nach 3 Sekunden schaltet dann das
Zeitrelais. Ich habe schon viele Endstufen-Netzteile gesehen, welche wegen dem
fehlenden Softstart den Geist aufgegeben haben.
2. Nach den ersten Test
habe ich festgestellt, dass die PA auf dem 10 m Band eine Funkenstörung im
Empfänger produzierte. Es hat sich dann herausgestellt, dass die
Hochspannungswicklung des Transformers nicht gut genug isoliert war. Das
Problem konnte jedoch dadurch gelöst werden, dass die Wicklung umgepolt wurde.
Ein Ende der Wicklung liegt bei der Spannungsverdopplerschaltung ja auf
“Ground”. Hätte ich das nicht bemerkt, wäre früher oder später der Transformer
in Rauch aufgegangen.
Aus den beiliegender Bildern ist der
Aufbau der PA ersichtlich. Das Teil wiegt ca. 25 kg! Bisher mussten
noch keine Bauteile ersetzt werden. Die PA wurde jedoch nur wenig
gebraucht.
Soweit Pauls Bericht.
Hier das Schema der Einschaltverzögerung:
Morgen noch mehr zu
dieser weit verbreiteten Röhre und noch einige zusätzliche Bilder zu Pauls
Endstufe.
Fortsetzung folgt
73 de Anton
Die
Röhre, die im SB-1000 zum Einsatz kommt ist, wie bereits erwähnt, eine 3-500.
Ihr Name ist Programm: Die 3 steht für eine Triode und die 500 für 500W
Verlustleistung. Ein wunderschönes Teil, gross wie ein Konfitürenglas. Auch in
der beliebten Kenwood-Endstufe TL-922 kommt sie zum Einsatz, gerade in zweifacher
Ausführung.
Diese
Röhre aufzutreiben, wird immer schwieriger. Ob sie noch, wie die kleineren 811A
und 572B, die auch in Audioverstärkern eingesetzt werden, in China gebaut
werden, konnte ich nicht herausfinden. Eimac, der Originalhersteller, hat die
Produktion bereits vor Jahren eingestellt. Erhältlich ist zwar noch Lagerware,
sogenannte NOS (New Old Stock), doch in Foren liest man immer wieder davon,
dass die 3-500 kein langes “Lagerleben” habe. Einige sprechen nur von einigen
Monaten, was ich aber für übertrieben halte. Würde die Getterpille nicht
genügend erhitzt, heisst es, könne es durch die Restgase zu Überschlägen
kommen. Hier findet
man das Datenblatt zu dieser Röhre.
Doch zurück zu Pauls
SB-1000. Hier ein Blick ins Netzteil:
Wie
man sieht, ist das Gerät sehr sauber und schön aufgebaut. Ein wichtiges
Kriterium beim Kauf von Bausatzgeräten aus zweiter Hand. Kalte Lötstellen sind
nicht lustig.
Hier noch
das Schema zum SB-1000. Diese Endstufe hat bei Eham übrigens eine 5/5 Bewertung. Eine ausgezeichnete
Referenz und vermutlich der Grund, wieso sie nur selten auf dem Gebrauchtmarkt
erscheint.
Wer
übrigens Schaltpläne zu weiteren Heathkit Geräten sucht, ist hier an der richtigen Adresse. Man könnte ja zum
Beispiel mal den legendären HW-12 nachbauen ;-)
73 de Anton
Dienstag, 9. Juni 2015
Funkperlen Reloaded: Die Funkperle, eine Balkonantenne für 160m
Wie
versprochen, beginnen wir heute mit dem Bau unserer FUNKPERLE. Dabei handelt es sich um eine sehr kurze
Antenne, die auf dem Balkon eines Mehrfamilienhauses installiert werden kann.
nach dem Motto “No Risk, No Fun” wählen wir das schwierigste Band: 160m.
Die FUNKPERLE läuft aber auch auf 80m, wie wir sehen
werden.
Die FUNKPERLE vermeidet die Fehler vieler
Wunderantenne und funktioniert deshalb für ihre Grösse sehr gut. Doch das
Prinzip ist keineswegs neu. Es ist nur im Laufe der Zeit vergessen gegangen.
Patentieren kann man sie daher nicht mehr. Wer sie kommerzialisieren möchte,
dem steht daher nichts im Wege.
Natürlich
kann auch die FUNKPERLE die Physik nicht
überlisten. Für das 160m Band ist sie viel zu kurz und der Wirkungsgrad
entsprechend gering. Aber wir holen aus dieser Antenne mehr heraus, als aus den
meisten kurzen Antennen, indem wir mögliche Verlustquellen vermeiden. Sie
enthält keine UNUNS oder Widerstände, ist in Resonanz und richtig angepasst und
das Koaxialkabel strahlt auch nicht. Dafür sorgt eine Mantelwellensperre am Einspeisepunkt.
Unser Mikrofon bleibt also cool. Die Resonanz ist übrigens sehr schmal wegen
der hohen Güte – ein gutes Zeichen – sie lässt sich aber auf einfache Weise
über das ganze Band abstimmen.
Die FUNKPERLE ist keine QRP Antenne, dafür ist sie zu
kurz, genauso wie das Leben. Sie verträgt die üblichen 100W. Doch Vorsicht! An
der Antenne herrscht Hochspannung! Ein richtiger Schwiegermutterkiller.
Gehen wir also in
einem ersten Schritt auf die Suche nach den benötigten Komponenten. Zuerst
brauchen wir eine Wäschekugel. Am besten fragt ihr eure Frau oder Freundin, die
weiss, was das ist. Man braucht sie um das Waschmittel direkt in die Trommel zu
geben. Hier ein Bild davon:
Je kugeliger, desto
besser. Als nächste Komponente brauchen wir ein Druckbleistift. Man findet ihn
in jedem Büro. Am besten fragt ihr euren Chef oder eure Sekretärin oder klaut
den vom griesgrämigen Kollegen, der immer über Antennen schimpft. Diese Sorte
hier ist gut geeignet:
Des weiteren benötigen
wir einen Korkzapfen. Wenn wir den nicht zur Hand haben, kaufen wir uns im
nächsten Laden siebeneinhalb Dezi trockenen Weisswein und machen uns einen
lustigen Nachmittag. Es ist ja für einen guten Zweck.
Ein weiteres wichtiges
Teil ist eine Kunststoff-Büchse mit 10cm Durchmesser und 15cm Länge. Metall
geht nicht. Karton ist aber akzeptabel. Ich bevorzuge diese hier:
Dazu braucht ihr aber
keinen Whirlpool anzuschaffen. Ihr könnt die Büchse auch so kaufen. Den Inhalt
schüttet ihr in Nachbars Biotop. Das hält die Mücken fern.
Dann brauchen wir noch
ein wenig Kleinmaterial wie Draht, Litze, Bananenbuchsen, eine PL oder BNC
Buchse – je nach Vorliebe, Klebeband etc.
Eines hätte ich
beinahe vergessen: das Pièce de résistance: Eine Fischrute, bzw. Angelrute.
Nackt, ohne Roller etc. Für den Anfang tut’s auch Bambus, das gibt der Antenne
einen natürlichen Touch. Für die 160m Version brauchen wir eine Rute von 3m
Länge. Für 80m reichen 2m. Mit einer 5m Teleskoprute habt ihr zwei Fische auf
einen Schlag. Die unteren drei Meter für 160, die oberen 2m für 80m. Dann könnt
ihr schon mal überlegen, wie ihr dieses Teil in finsterer Nacht, wenn der
Nachbar schläft, schräg aus eurem Balkon ragen lässt. Die Rute muss aus
Fiberglas und darf nicht aus Karbon sein. Letzteres ist nämlich nicht
HF-verträglich.
Schliesslich brauchen
wir noch eine Mantelwellensperre. Einen grossen N30 Ringkern von Epcos, den man
z.B. bei Conrad bestellen kann. Das sieht dann etwa so aus:
Voilà, jetzt wo wir
alles beisammen haben, können wir mit dem Bau unserer Wunderantenne beginnen.
Fortsetzung folgt, 73
de Anton
Niemand möchte eine
Antenne im Sack kaufen. Darum ist es höchste Zeit, euch das Schaltbild der
FUNKPERLE vorzustellen. Hier ist es:
Bei diesem Schema ist
die Antenne nur als Symbol oben im Bild eingezeichnet. Denn ob sie nun ein
Ofenrohr ist oder nur ein Draht, ist nicht so wichtig. Ich empfehle eine
Fischrute aus Fiberglas von 3m Länge, an der wir einen Draht festmachen. Das
Geheimnis der FUNKPERLE liegt nicht im Antennenstrahler, sondern bei der
Anpassung. Denn dort geht bei stark verkürzten Antennen der meiste Saft
verloren. Selbstverständlich dürft ihr die Fischrute als Wendel ausführen,
oder/und noch eine kleine Dachkapazität anfügen. Und wer möchte, kann sie sogar
doppelt so lange machen, also 6m. Der Wirkungsgrad wird entsprechend steigen.
Die Anpass-Schaltung
besteht aus einem Variometer. Dabei handelt es sich um eine Spule (L2), die
drehbar in einer zweiten (L1) angeordnet ist. Ist der Wicklungssinn der beiden
Spulen gleich, ist auch die Gesamtinduktivität am höchsten. Dreht man die
innere Spule um 180 Grad, wirken beide Spulen gegeneinander und die
Gesamtinduktivität ist am kleinsten. Mit einer solchen Anordnung kann ein
grosser Induktivitätsbereich abgedeckt werden. In unserem Fall etwa 70 bis 220
Mikrohenry. Übergangswiderstände, wie bei den Schleifern einer Rollspule,
entfallen. Das ist bei extrem kurzen Antennen wichtig, denn die
Kontaktwiderstände kommen rasch in die Grössenordnung des
Strahlungswiderstandes.
Mit dem Drehen der
kleineren Spule in der grösseren kann die Antenne auf Resonanz abgeglichen
werden. Doch damit ist die Impedanz des Koaxialkabels noch nicht an die
Impedanz der Antenne angepasst. Hier kommt der Abgriff an der Spule L1 zum Zug.
Mit ihm wird auf bestes SWR abgeglichen. Einmal eingestellt, braucht der
Abgriff nicht mehr verändert zu werden und kann fest verlötet werden. Man kann
dann durch Drehen von L2 über das ganze Band abstimmen. Der Abstimmbereich ist
sehr gross. Typisch von 1.6 – 2.5 MHz.
Es gibt keine andere
16om Antenne mit nur 3m Länge die das schafft. Automatische Antennentuner
versagen bei dieser Länge. Aber auch wenn sie anpassen könnten, wären die
Verluste aufgrund der verwendeten Schaltung viel zu hoch. Und bei kurzen
Breitbandantennen, wie sie für teures Geld angepriesen werden, wird die meiste
Energie im UNUN und den Widerständen verheizt. Nicht so bei der FUNKPERLE. Sie
holt das Maximum aus den drei Metern heraus und der Wirkungsgrad der Antenne
hängt vorallem vom verwendeten Gegengewicht ab.
Ein weiterer Vorteil
dieser Antenne ist der, dass sie immer geerdet ist und sich deshalb nicht
statisch aufladen kann. Der Empfang ist entsprechend ruhig.
Auch auf 80m kann man
das gleiche Variometer noch verwenden. Man verkürzt dann den Strahler auf
1.8-2m. In diesem Fall muss jedoch der Abgriff neu eingestellt werden.
Aber lasst uns zur Tat
schreiten. Widmen wir uns dem schwierigsten Teil: der Herstellung von L2. Diese
Spule soll in L1 drehen und wir führen sie deshalb als Kugelspule aus. Wer
keine Waschkugel findet, für den habe ich eine andere Lösung parat. Ich war
heute in der Landi und habe für drei Stutz drei Styropor-Bälle erstanden, mit
einem Durchmesser von 8cm. Genau richtig für die Kugelspule. Doch wie bewickelt
man eine Kugel, ohne dass die Windungen fortwährend auseinanderfallen?
Das geht am besten mit
doppelseitigem Klebeband, wie das folgende Bild zeigt. Neben der bewickelten
Styroporkugel ist eine unbewickelte zu sehen:
Es
müssen 45 Windungen aufgebracht werden. Ich habe dazu 1mm Kupferlackdraht
benutzt. Zum Schluss habe ich die Wicklung mit Araldit überzogen um sie
dauerhaft zu fixieren. Wie ihr sehen könnt, habe ich mit Wickeln nicht am
“Nordpol” begonnen, sondern etwa am Nordkap :-) und am “Äquator”
klafft eine Lücke. Dort wird dann die Drehachse durchgeschoben. Denn die
Kugelspule dreht sich, im Gegensatz zur Erde, nicht um die Polachse, sondern um
eine Äquatorachse. Gott sei Dank ist das bei der Erde nicht so, man stelle sich
das Durcheinander vor!
Mit der Kugelspule
haben wir den schwierigsten Teil hinter uns gebracht, der Rest ist Nasenwasser,
aber das folgt morgen.
73 de Anton
PS. Wer messen kann:
die Kugelspule sollte ca. 80-90 uH haben.
Nachdem wir eine
Kugelspule gebaut haben, können wir uns den leichteren Dingen zuwenden. Als
nächstes bauen wir die Spule L1. Dazu bewickeln wir die Kunststoffbüchse mit
ca. 40 Windungen 0.75er TF-Litze, 1mm Elekrtikerdraht oder ähnlichem. Im oberen
Drittel lassen wir eine Lücke, etwa bei der dreissigsten Windung. Dort
wird dann die Achse für die Kugelspule durchgeschoben:
Und damit sind wir bei
der nächsten Aufgabe, der Endmontage. Wir entfernen alle Metallteile aus dem
Druckbleistift und benützen es als Achse. Natürlich können wir auch ein
x-beliebiges Kusstoffteil benutzen, das wir aus dem Haushaltmüll fischen. Dann
bohren wir die Löcher für die Achse. Etwas zu klein, damit die Achse streng
sitzt und nicht von selber drehen kann, und stecken sie durch die Büchse, durch
die Kugelspule:
Jetzt greifen wir zum
Lötkolben, natürlich am richtigen Ende, und wir verbinden die beiden Spulen mit
einer feinen, flexiblen Litze und führen auch ein Stück Litze vom anderen Ende
der Kugelspule nach “draussen.” Dort wird dann die Antenne angeschlossen. Am
besten mache ich dazu ein Loch oben in die Büchse und montiere eine
Bananenbuchse. So habe ich einen “sauberen” Antennenanschluss. Oben ist
übrigens dort, wo die Büchse offen ist. Die Kugelspule sollte auch nicht mitten
in der Büchse sitzen, sondern am oberen Ende. Wir achten darauf, dass sich die
Kugelspule unbehindert über 180 Grad drehen lässt.
Unten an der Büchse,
dort wo die Wicklung von L1 anfängt, montieren wir ebenfalls eine Bananenbuchse
und löten den Anfang von L1 an. Hier werden der Mantel des Koaxialkabels (RG58)
und das Gegengewicht angeschlossen. Letzteres ist übrigens sehr wichtig und
entscheidet darüber, wie gut die Antenne funktioniert. Balkongeländer, Radials,
Blitzableiter usw. werden dort angeschlossen. Wenn die Antenne als Mobilantenne
benutzt wird, natürlich die Karosserie des Wagens.
Apropos Mobilbetrieb:
KW-Mobilantennen funktionieren nur deshalb so gut, weil das Auto die andere
(unabgestimmte) Hälfte eines Dipols darstellt. Notabene tiptop isoliert durch
vier Gummireifen. Voraussetzung ist, dass der Mantel des Koaxkabels fest mit
der Karosserie verbunden wird. Magnetfüsse sind für KW – besonders auf den
langwelligeren Bändern – unbrauchbar. Ihre Koppelkapazität ist für die
Kurzwelle zu schwach. Eine Mobilantenne für 80m die hinten an der Stoßstange befestigt
wird, bildet mit dem Auto zusammen einen angewinkelten Dipol. Nur so ist es zu
erklären, dass auch im 80m Band eine Steilstrahlung für Verbindungen außerhalb
der Reichweite der Bodenwelle zustande kommt.
Wollen wir von unserem
Balkon aus gut über die Ionosphäre wegkommen, sollten wir unseren Strahler also
möglichst waagrecht nach außen stellen. Eine schräge Position ist jedoch ein
guter Kompromiss.
Jetzt ist unsere
Anpassung für die 3m-Angelrute fast fertig. Fehlt nur noch der Abgriff. Der
findet auf den untersten Windungen der Spule auf der Büchse statt (L1), wie aus
dem Schema zu ersehen ist. Entweder mache ich die untersten 5 Windungen blank
und greife sie mit einem Krokodil ab, oder ich löte in gewissen Abständen
Bananenbuchsen ein: bei 1/2, 1, 2, 3 und 5 Windungen von der Erdbuchse aus
gesehen. Dort schließe ich dann die Seele des Koaxialkabels an, die ich mit
einem Bananenstecker versorgt habe.
Jetzt
rasch den Transceiver angeschlossen und dabei die Mantelwellensperre nicht
vergessen. Sonst gibt’s ein heißes Blechle ;-)
Das Abstimmen der
Antenne ist einfach: Transceiver auf Low Power und am Korken auf minimales SWR
einstellen. Es muss ein scharfer Dip sichtbar sein, da wir keine Übersetzung
auf der Achse haben. Anschließend den Abgriff mit dem kleinsten SWR wählen. Bei
jedem Abgriff muss die Abstimmung am Korken neu eingestellt werden.
Das SWR sollte unter
1:2 liegen. Das ist gut genug. Im 160m Band liegt die Bandbreite bei einigen
kHz. Bei jedem Frequenzwechsel muss die Antenne deshalb durch Drehung am Korken
nachgestimmt werden. Das ist kein Mangel, sondern ein Zeichen dafür, dass sie
wirklich gut funktioniert.
Fortsetzung folgt, 73
de Anton
Natürlich habe ich die
FUNKPERLE ausprobiert und einige QSO’s damit gefahren. Aber ich will euch nicht
mit Anekdoten langweilen. Denn ausgemessen habe ich sie nicht. Zu sagen: “ich
habe damit ein QSO über x-Kilometer gefahren und einen Rapport y bekommen”,
oder “ich habe sie mit Housis Kelemen verglichen und sie ist 1/3-S-Stufe
besser”, wäre unseriös. Das überlasse ich anderen Wunderantennen-Erfindern.
Dabei bin ich
eigentlich gar kein Erfinder. Ich habe nur das genommen und auf Kurzwelle
umgesetzt, was andere schon seit Jahrzehnten bei viel zu kurzen Antennen im
Lang- und Mittelwellenbereich tun: Ich habe meine Antenne nicht auf mysteriöse
und undurchschaubare Weise oder gar mittels eines strahlenden Koaxialkabels
angepasst, und ich habe auch nicht versucht, die Physik zurecht zu biegen,
sondern schlicht und einfach ein Variometer benutzt.
Das Geheimnis sehr
kurzer Antennen liegt nicht so sehr darin, was man als Strahler benutzt,
sondern 1. wie man sie anpasst und 2. wie gut das Gegengewicht ist.
Natürlich helfen dicke
Strahler und Dachkapazitäten, indem sie die Kapazität des Strahlers erhöhen und
damit die Induktivität in der Anpassung senken. Aber sie ziehen auch die Blicke
der Nachbarn auf sich. Daher habe ich mich mit einem dünnen Strahler begnügt
und versucht, die Anpassung so verlustarm wie möglich zu gestalten.
Doch was nützt die
beste Antenne, wenn man sie kaum abstimmen kann? Die FUNKPERLE ist leicht
abzustimmen und kann mit einem Handgriff über das ganze 160m Band nachgetunt
werden. Für 160m gehen Strahler von 3m bis 6m Länge.
Doch
etwas Vorsicht ist angebracht: erstens herrscht an der Antenne Hochspannung
(mehrere KV) und zweitens kann sie leicht durch die Umgebung verstimmt werden.
Kommt ihr also nicht zu nahe, wenn ihr damit sendet. Und denkt daran: Antennen
strahlen aus dem Strombauch heraus. Und der grösste Strom fliesst gerade am
Fusspunkt. Schon die ersten Dezimeter sollten so frei wie möglich sein und
nicht durch einen Blumentopf führen :-) Und noch was:
vergesst bitte die Mantelwellensperre nicht. Sie gehört ans Koaxkabel vor der
Einspeisung ins Variometer. Und vergesst auch das Gegengewicht nicht: es ist
entscheidend. Ohne Gegengewicht funktioniert die FUNKPERLE
nicht.Für meine Versuche habe ich zwei je 10m lange Drähte auf den
Boden gelegt – einen nach links, den anderen nach rechts.
Hier nochmals eine
kurze Zusammenfassung:
Wieso funktionieren
die meisten Wunderantennen?
1. Bei vielen strahlt das Koaxialkabel und weniger die
Antenne selbst.
2. Es ist sehr schwer eine Antenne zu bauen, die
überhaupt nicht strahlt.
Was macht die
Funkperle besser:
1. Die Anpassung erfolgt verlustarm, ohne UNUN,
Widerstände oder LC-Netzwerke.
2. Es strahlt die Antenne und nicht das Koaxkabel.
3. Sie lässt sich leicht abstimmen
Wie erwähnt, lässt
sich dasselbe Variometer auch für 80m benutzen. Der Strahler muss dann auf 1.8
– 2m verkürzt werden. Damit erzielt man natürlich kein DX und kein
Bombensignal. Aber in CW oder PSK31 sind schöne Europaverbindungen vom Balkon
aus möglich. Möglichst mit vollen 100W, denn QRP und Behelfsantennen vertragen
sich schlecht.
Und wer seine Nachbarn
bereits an Antennen gewöhnt hat, kann für 160m auch eine längere Fischrute
benutzen. 5 oder 6m helfen dem Signal mächtig auf die Sprünge.
Hier ein Bild vom Transceiver,
den ich für die Tests benutzt habe: Ein ICOM IC-7200:
73 de Anton
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