Sonntag, 21. Juni 2015
Schöne Bescherung
Ihr habt es sicher an den "Konserven" aus meinem alten Blog gemerkt gemerkt: ich war in den Ferien. Wie es mir dort funktechnisch ergangen ist, werde ich in einem meiner nächsten Beiträge erzählen. Doch brennender scheint mir ein Thema, das uns alle plagt: Störungen in der Funkbude, mangels EMV
Wenn es im Empfänger brummt und bretzelt, kommt man sich manchmal vor wie ein Blindgänger. Vielleicht ist es das, was Peter, DO7PC, gemeint hat, als er in einem Forum schrieb:
Anton ist keine Bereicherung, sondern einfach nur ein Blindgänger für den Amateurfunk. Das ist aber hinreichend bekannt ...
Doch zurück zum Thema. In den letzten Wochen, hoch oben in den Walliser Bergen, konnte ich für einmal totale Störfreiheit genießen. Das S-Meter ging auf allen Bändern auf Null, wenn kein Signal da war - auch auf 160m. Allerdings erst, nachdem ich meine z.T. eingeschleppten Störquellen eliminiert hatte: Den Lader meines Samsung Smartphones, die USB-Verbindung zwischen PC und Transceiver, das Schaltnetzteil für den Transceiver und eine Sparlampe im Untergeschoss.
Das führte mir wieder einmal deutlich vor Augen, dass die meisten Störungen hausgemacht sind.
Ganz besonders fies sind die Störungen, die man mit Erdschlaufen produziert. Nicht nur im Empfänger, auch im eigenen Sender. Das zeigte sich auch bei einer Station, mit der ich von meinem Ferien-QTH aus Kontakt hatte. Der OM morste oft verwirrende Zeichen. Zuerst schrieb ich das seiner Gebeweise zu. Gehöre ich doch auch zu denen, die sich beim Telegrafieren häufig verhaspeln. Als eine andere Station in seiner Nähe jedoch das gleiche feststellte, wurden wir misstrauisch. Der OM gab nicht falsch, viele seiner Zeichen "verhungerten" einfach. Das heißt, sie kamen wohl aus dem Transceiver, doch um einige 10dB schwächer.
Ein Fehler im Transceiver? HF-Einstrahlung durch eine unsymmetrische Zweidrahtleitung? Beeinflusste HF im Shack die ALC des Senders oder ließ das Antennenrelais unmotiviert abfallen?
Der genaue Wirkungsmechanismus blieb unerforscht, doch die Ursache konnte schliesslich beseitigt werden: eine Erdschlaufe.
Entfernte der OM die "Erde" vom Transceiver und ließ bloß Antenne, Taste und Speisung angeschlossen, waren seine Zeichen sauber.
Wahrscheinlich seit Japan existiert, gibt es in jedem Transceiver-Manual eine schöne Zeichnung, verbunden mit einem Hinweis: Alle Geräte im Shack soll der OM geflissentlich sternförmig untereinander und mit einer sogenannten Erde verbinden. Vorzugsweise einem Erdpfahl, der draußen in den Boden geschlagen wird. Dies zum Schutz vor Blitz und Stromschlag.
Das ist Humbug, zumindest hier in Zentraleuropa. Denn unsere Hausnetze haben einen Schutzleiter, der meistens mit einem Fundamenterder verbunden ist. Das schützt den OM vor Stromschlag. Gegen den Blitz hilft nur Ausziehen - nicht den OM sondern Netz und Antenne am Transceiver.
Und was die HF-Erde betrifft: diese muss in jedem Fall getrennt ausgeführt werden und hat im Shack nichts verloren.
Denn die Station darf in keinem Fall Teil der Antenne, bzw. des Antennensystems sein. Außerdem ist mir noch keine HF-Erde im Dachgeschoss eines Hauses begegnet.
Wie wir vom Highlander wissen: Es kann nur einen geben!
Und als Schutzerde im Shack ist das der Schutzleiter des Stromnetzes. Sie sitzt über das eingebaute Netzteil auf dem Gehäuse des Transceivers oder auf dem Gehäuse des externen Netzteils. Oft kommt sie von dort auch via Minusbuchse auf den Transceiver.
Eine zusätzliche Erdung bringt nur Verwirrung ins Spiel....und Erdschlaufen.
Diese können wie im beschriebenen Fall nicht nur zu Störungen beim Senden führen, sondern schleppen oft auch Störungen von außen in den Shack und in den Empfänger. Denn diese Schlaufen wirken mitunter als Antennen und koppeln z.B. Störungen von der Abschirmung des Koax auf dessen Inenleiter.
Erdschlaufen können auch unabsichtlich entstehen. Oft ist auf dem Dach eine Antenne, die über ihr Tragwerk mit dem Blitzableiter verbunden ist. Das nicht zu tun, wäre übrigens sträflicher Leichtsinn. Der Blitzableiter besitzt vielfach eine separate Erdung und ist nicht an den Fundamenterder des Netzes angeschlossen. Doch über den Mantel des Koax wird nun eine Verbindung mit dem Transceiver hergestellt. Mit der Erdung des Schutzleiters entsteht eine riesige Erdschlaufe. Das gleiche ist der Fall, wenn über den Mantel des Koax zum Beispiel die Erde einer Inverted-L eingeschleppt wird.
Wer einen Dipol über einen Balun betreibt, ist fein raus. Doch für alle anderen gibt es glücklicherweise ein probates Mittel, die verschiedenen "Erden" HF-mäßig zu entkoppeln und damit die Schleifen zu unterbrechen: die bewährten Mantelwellensperren. Einige Windungen auf einen N30 Ringkern sind ein probates Mittel. Das ist wie eine Firewall gegen unerwünschte HF.