Freitag, 24. Februar 2017

Antennendraht: Kupfer oder Stahl?



Immer wieder gibt es unter OM Diskussionen darüber, was nun besser sei: Kupfer oder Stahl als Antennendraht. Man möchte ja nicht dB's verschenken, nur weil man den "falschen Draht" aufgehängt hat.

Vom mechanischen Standpunkt betrachtet, ist der Fall klar: Ein Stahlseil ist leichter und hält mehr Zugkraft aus als eine Kupferlitze gleichen Durchmessers.
Doch wie sieht es elektrisch aus? Wie wirkt sich der Skineffekt aus, von dem wir zumindest vor der Lizenzprüfung einmal gehört, bzw. gelesen haben?
Skin heißt übrigens Haut, das wissen zumindest die Skinheads ;-)

Hochfrequente Ströme fließen wegen dem Skineffekt nur an der Oberfläche eines Leiters. Die Erklärung dazu findet man hier.
Je höher die Frequenz, desto geringer ist die Eindringtiefe. Bei 1.8 MHz beträgt diese in Kupfer 48.6um und bei 30 MHz sind es noch 11.9um (Mikrometer = Tausendstel eines Millimeters).

Daher ist der Hochfrequenz-Widerstand eines Drahts wesentlich kleiner grösser als sein DC-Widerstand.
Wie wir mit diesem Online-Rechner mühelos berechnen können, hat ein Dipol im 30m Band mit 0.3mm Cu-Draht einen HF-Widerstand von 13,4 Ohm. Mit 2mm Kupferdraht dagegen nur noch 2 Ohm.
Trotzdem halten sich die Verluste auch beim dünnen Draht noch in Grenzen, denn der Speisewiderstand (bei Resonanz = Wirkwiderstand) des Dipols liegt (je nach Aufbauhöhe) in der Regel irgendwo um 50 Ohm und ist daher ca. viermal höher als der Widerstand des Drahtes.
Die Effizienz einer Antenne hängt ja vom Verhältnis ihres Wirkwiderstandes zum Verlustwiderstand ab.

Im Jahr 2009 hat die USKA-Sektion Luzern einen Feldversuch mit verschiedenen Drähten durchgeführt, der dies bestätigt. Zwischen einem 1.5mm und einem 0.3mm Cu-Draht ergaben sich nur geringe Differenzen. Höchstens eine halbe S-Stufe (3dB) und im Mittel nur ein Bruchteil davon.
Auch der Vergleich mit Stahl- und Aludraht fiel nicht allzu schlecht aus.

Achtung: Angenommen wurden 6dB pro S-Stufe, heutige Transceiver haben oft nur 3dB pro S-Stufe (z.B. FT-991, IC-7300)

Trotzdem geht die Diskussion weiter. Einige OM behaupten, dass das Drahtmaterial keine große Rolle spiele, andere wollen gegenteilige Erfahrungen gemacht haben. Woran liegt das?

Vielleicht an der Frequenz?

Wenn wir schon einen so schönen Online-Rechner zur Verfügung haben, schauen wir uns doch einmal einen Dipol für das 160m Band an. Gesamtlänge ca. 80m. Der Rechner will übrigens ein Komma als Komma und keinen Punkt, sonst spinnt er.

Bei 0.3mm Cu-Draht bekomme ich jetzt bereits 31 Ohm und bei 2mm Drahtdurchmesser 4.66 Ohm. Da der 160m Dipol im Verhältnis zur Wellenlänge in der Regel beim OM niedrig hängt, wird der Speisewiderstand eher bei 40 Ohm als bei 50 Ohm liegen. Da werden die 31 Ohm des 0.3mm Drahtes schon spürbar und fressen fast die Hälfte der Leistung weg. Also fast eine "moderne" S-Stufe.

Wir stellen also fest: Der HF-Widerstand wird wegen der grösseren Drahtlänge auf den langen Bändern grösser, trotz des geringeren Skineffekts.

Bisher haben wir aber nur Kupferdrähte untersucht. Wie steht es mit dem verzinkten Stahlseil, das oft als Antennendraht angeboten wird? Leider macht da der Online-Rechner nicht mehr mit. Von Stahl will er nichts wissen.

Das liegt daran, dass es von Stahl unzählige Varianten (Legierungen) gibt. Unlegierter Stahl (Eisen) besitzt eine Leitfähigkeit von 0.1 bis 0.15 Ohm mm2/m. V2A Edelstahl 0.72. Zum Vergleich: Kupfer hat 0.0172.

Aber das ist noch nicht alles. Zu der schlechteren Leitfähigkeit kommt noch ein anderer Malus hinzu: Die Eindringtiefe ist bei Stahl wesentlich geringer als bei Kupfer, wie aus diesem Diagramm zu entnehmen ist (Quelle Wikipedia):











Und zwar, je nach Legierung, bis zu hundert Mal geringer als bei Kupfer. Das hängt von den magnetischen Eigenschaften des Stahls ab. Je höher dessen Permeabilität ist, desto geringer ist die Eindringtiefe. Zur Erinnerung: Kupfer ist nicht magnetisch!
Je "magnetischer" also ein Stahldraht (oder generell ein Leiter) ist, desto schlechter ist er als Antennendraht geeignet.

Doch die meisten Stahlseile, die als Antennendraht angeboten werden, haben Beschichtungen aus einem nichtmagnetischen Material. Kupfer, Zink, Zinn oder Messing sind nicht magnetisch und sind deshalb als HF-Leiter geeignet, obschon sie nicht ganz so gut leiten wie Kupfer.

Doch dieser Trick mit der Oberflächenbeschichtung funktioniert unterschiedlich gut. Ist die Schicht zu dünn, fließt ein Teil des Stromes auch im darunter liegenden Stahl.

Eine galvanische Verzinkung ergibt zum Beispiel Schichtdicken von 10 bis 20um. Viel zuwenig für die Eindringtiefe von fast 50um im 160m Band.

Das Problem ist also komplex und man findet nur wenige Informationen dazu im Internet.

Wer bei Langdrähten und Dipolen für die unteren Bänder auf Nummer Sicher gehen will, verwendet am besten Cu-Draht oder Cu-Litze.

Man könnte jetzt einen weiteren Feldversuch machen und diesmal das 80 und 160m Band hinzuziehen. Aber es gibt ein anderes, bequemeres Instrument: ein Programm zur Antennensimulation wie zum Beispiel EZNEC 6+.

Ich habe ein wenig damit gespielt und einen Dipol für das 160m Band in 12m Höhe simuliert. Frequenz 1.9 MHz mit 2mm Cu-Draht. Mein EZNEC gab in diesem Fall einen Gesamt-Gewinn (Verlust) von -4dB an. Ich habe dann den spezifischen Widerstand und die relative Permeabilität für Stahl eingegeben. Die relative Permeabilität kann - je nach Stahl-Sorte - von ca. 30 bis 3000 variieren. Das Resultat ist verblüffend. Der 2mm Stahldraht ist, je nach eingegebener Permeabilität, 6 bis 10dB schlechter als der gleichstarke Kupferdraht.
Gerade im 160m oder 80m Band, wo man wegen dem immer höher werdenden Störnebel um jedes dB kämpfen muss, scheint mir das ein wichtiger Punkt zu sein. Wenn mir ein Verkäufer nicht sagen, kann, wie dick die Beschichtung auf seinem Stahlseil ist, kaufe ich lieber die teurere Cu-Litze ;-)

Bild: Das Auto eines Goldgräbers, fotografiert in Saariselkä

PS. Eine weitere Untersuchung. Diesmal auf 7MHz und einem Vergleich Cu - Stahl mit geringer Permeabilität.

 

Montag, 20. Februar 2017

Coole Power

Nein, ich baue keine PA mehr. Auch wenn mich dieses Projekt reizen würde.
W5IG hat hier wirklich eine einzigartige PA in Betrieb, die alle Bedürfnisse des OM zufrieden stellen kann:


Danke Bernd für den Hinweis :-)

Sonntag, 19. Februar 2017

Ein 80m Peiler mit Lautsprecher und S-Meter



Als Spaßpeiler jenseits der reglementierten und ernsthaften Wettbewerbe haben mich auf meiner ersten Fuchsjagd drei Dinge gestört:

1. Die Kopfhörer auf den Ohren
2. Der unstabile VFO und wacklige Bedienung
3. Dass ich kein S-Meter hatte

Ja, ich weiß: echte Peilsportler brauchen sowas nicht. Man peilt nicht mit einem S-Meter, sondern nach Gehör. Aber ihr wisst ja: Ich bin ein S-Meter Fetischist. Deshalb habe ich mir jetzt einen Peiler selbst gestrickt.

Zuerst hielt ich nach einer geeigneten Schaltung Ausschau - man will ja das Rad nicht neu erfinden. Superhet-Empfänger habe ich verworfen. ZF-Filter und BFO sind m.E. unnötiger Ballast und eine AGC wäre kontraproduktiv. Ich entschied mich für den klassischen DC-Empfänger mit einem NE602 (SA612) als Mischer und den bewährten LM386 als NF-Verstärker. Der Kleine ist kräftig genug, um bei Bedarf einen Lautsprecher zu treiben.

Am besten hat mir die Schaltung von YO5AT gefallen. Ich habe sie mit einigen Änderungen abgekupfert. Rausgeworfen habe ich den Verstärker für die Vertikalantenne: da ist m.E. ein FET besser am Platz als ein klassischer Transistor.
Auch die Abstimmung mit der Kapazitätsdiode musste einem Drehko weichen. Der Foliendrehko (Polyvaricon) von der BOX73 passte perfekt in mein Konzept. Er ist nicht so leichtgängig, sodass auch vor Aufregung zitternde und behandschuhte Hände die Frequenz gut einstellen können. Für eine gute Bedienung sind auch die überdimensionierten Knöpfe aus der Veteranenabteilung meiner Bastelkiste verantwortlich. Drehko und Potmeter sind absolut spielfrei montiert. Benutzt wird übrigens nur das 60pF Paket des Polyvaricons.

Genial finde ich bei der YO5AT-Schaltung die HF-Stufe mit einem Dual-Gate-MOSFET. In meinem Fall ein BF961 Über das zweite "Gitter" dieser Tetrode wird die Verstärkung geregelt und man erzielt dabei einen Regelumfang von ca. 50 dB. Das sollte genügen.

Reicht der Lautsprecher infolge Umgebungslärm oder altersschwachen Ohren nicht, habe ich parallel dazu einen Kopfhöreranschluss installiert. Den Lautsprecher dabei zu unterbrechen, hat sich als unnötig erwiesen.

Am Lautsprecher-Ausgang hängt die S-Meter-Schaltung. S-Meter ist natürlich übertrieben. Aber das 100uA-Instrument, dessen Empfindlichkeit mit dem Trimmer am Eingang der Schaltung eingestellt wird, zeigt schon bei kleinsten Signalen einen Ausschlag. Hängt es am Anschlag, ist der Moment gekommen, den HF-Regler zurückzudrehen.

Einen NF-Regler besitzt der Peiler nicht. Dafür ein abgeschirmtes Gehäuse, das ich aus Platinenmaterial gebaut habe. Seit ich eine Proxxon FET zum Geburtstag geschenkt bekommen habe, ist der Gehäusebau eine wahre Freude :-)

Ein abgeschirmtes und stabiles Gehäuse trägt viel zur Stabilität des Empfängers bei.

Wie üblich bei meinen Prototypen habe ich mit aufgeklebten Leiterbahnen gearbeitet (UHU hart). 0.5mm oder 0.8mm FR4 lässt sich mit der Haushaltschere der XYL gut in Streifen schneiden. Dass dabei die Schärfe der Schere abnimmt, ist ein Kollateralschaden, den man in Kauf nehmen muss. Inzwischen habe ich meine eigene Platinenschere ;-)

Hier ein Blick in das Innere des Peilers. Ich bitte um Nachsicht - es ist ein intuitiv aufgebauter Prototyp, organisch gewachsen und mit Artefakten durchsetzt.



Und hier das Schema dazu. Ich habe dazu etwas mit dem TinyCAD geübt. Wie man sieht, bin ich Anfänger. Von Hand gezeichnet wär's zehnmal schneller gegangen:


Hier noch die S-Meter Schaltung. Diesmal direkt aus dem LT-Spice. Darum die "amerikanischen" Widerstände. Dabei ist das Poti am Eingang Fake-News, in Wahrheit ist es ein Trimmer. Wie man sieht, bin ich auch hier Anfänger:

Hier noch meine beiden Peiler im Vergleich. Wie man sehen kann, ist die Ferritantenne beim Eigenbau als Außenbordmotor montiert. Achtung: Ferritstäbe können auf einen Schlag hin in die ewigen Jagdgründe eingehen.


Ich bin mit dem Neuen bisher zufrieden und habe damit bereits eine Störquelle ausfindig gemacht. Wie so oft in diesen Fällen natürlich ein Schaltnetzteil im eigenen Haus. Endgültig bewähren muss er sich dann auf der nächsten Spaßfuchsjagd.

Montag, 13. Februar 2017

Vom Old Man zum Fake Man



Nach meinem letzten Post über DMR hat es nicht lange gedauert und Alfred OE5AKM stand auf der Matte - ein alter Bekannter. Sein Kommentar: Einspruch!, und ein Link auf seine Seite.

Alfred ist ein passionierter Wanderer, der seine Expeditionen mit schönen Bildern auf seinem Blog dokumentiert.
Für viele ist Alfred jedoch nicht ein Naturliebhaber, sondern ein rotes Tuch, wie man in einschlägigen Foren nachlesen kann. Denn Alfred hat eine Mission, und die heißt: Amateurfunk wird zu verschmilzt mit ARoIP - Amateur Radio over Internet Protocol. 
Er ist der Meinung, unser Hobby müsse nicht zwangsläufig etwas mit Funkwellen zu tun haben und verlagere sich mehr und mehr auf den Draht, bzw. auf die Glasfaser. Darum spricht er - wenn ich das richtig verstanden habe - nicht von Amateurfunk, sondern von Amateur Radio. Denn der Begriff Radio beinhalte auch die drahtgebundene Übertragung.

Hamsphere, eine Amateurfunk-Simulation über Internet, gehört für ihn zu dieser Sparte. Die simulierte Ionosphäre sorgt für Rauschen, Conteste und Diplome für den Adrenalin-Kick und der FM (Fake Man) kann sogar QSL-Karten verschicken. Prüfung und Lizenz sind nicht von Nöten. Für eine Handvoll Dollar ist man dabei  

Ich habe nichts dagegen. Im Gegenteil, so werden unsere echten Bänder entlastet. Es soll schließlich jeder nach seiner Fasson glücklich werden. Leben und leben lassen gehören zum Ham-Spirit.
  
Für mich ist Hamsphere jedoch wie Sex mit einer Gummipuppe. Eine clevere Geschäftsidee um den armen Teufeln, die keine Antenne aufstellen können oder dürfen, den Aether vorzugaukeln.  

Ich kann mit Alfreds Philosophie nichts anfangen. Ich bevorzuge das echte Gefühl. 
Amateurfunk, bzw. Amateur Radio findet für mich über elektromagnetische Wellen statt, die von meiner Funkstation via Antenne ausgesendet und empfangen werden.
Verbindungen ausschließlich via Internet gehören für mich nicht dazu.

Doch versteht mich nicht falsch: Das Internet ist auch für mich ein wunderbares Tool, ein Hilfswerkzeug für den Amateurfunk. Die Bauanleitungen, Foren, Online-SDR, Grabber, Blogs etc. bereichern unser Hobby ungemein. Auch wenn es vielleicht spannender wäre, ohne Cluster auf die DX-Jagd zu gehen und wieder die Bänder nach seltenen Stationen abzusuchen.

Bild: https://euphonie-nocturne.blogspot.ch/2015_05_01_archive.html



  
OT: Filmmusik. Hommage an den verstorbenen Komponisten James Horner (u.a. Star Trek, Avatar, Titanic)

Samstag, 11. Februar 2017

DMR und tote Pferde



Auf meinen letzten Beitrag hin habe ich sowohl positive, wie auch negative Rückmeldungen erhalten. Offenbar gibt es eine ganze Reihe OM, die gerne twittern, bzw. dem Gezwitscher der Reichen und Schönen und sonstigen Vögeln folgen.

Ein Leser hat mich gefragt, was ich denn von DMR halte.
Auch auf die Gefahr hin, mich in die Nesseln zu setzten, gebe ich darüber gerne Auskunft. Doch für all die OM, die nicht wissen, was DMR ist, hier eine kurze Erklärung:

Digital Mobile Radio ist eine digitale Modulation, die mit einem Zeitmultiplex-Verfahren arbeitet. Das heißt: Zwei Sprechkanäle werden auf dem gleichen Kanal in unterschiedlichen Zeitschlitzen übertragen. DMR kann deshalb in einem einzigen 12.5 kHz Kanal zwei Sprechwege gleichzeitig übertragen. Bei kommerziellen Diensten wird das für Vollduplex genutzt (Gleichzeitiges Sprechen und Hören).

Neben den digitalen Modulationen C4FM von Yaesu und D-Star von Icom wird auch DMR im Amateurfunk eingesetzt, und in der Zwischenzeit existieren bereits hunderte von Umsetzern, die über das Internet miteinander verbunden sind und so eine weltweite Kommunikation ermöglichen.
Im Gegensatz zu C4FM und D-Star wurde DMR zuerst für den kommerziellen Einsatz entwickelt und von den Funkamateuren in der Folge übernommen.
DMR-Geräte müssen vor ihrem Einsatz programmiert und konfiguriert werden.

Persönlich finde ich DMR eine interessante Technik, die sparsam mit der Ressource Frequenz umgeht. Sie zu erforschen, auszuprobieren und damit zu spielen entspricht dem Gedanken des Amateurfunks. Für die Pioniere, die kommerzielle Geräte für den Amateurfunk umgebaut und Umsetzter installiert haben, war das sicher eine spannende Aktivität.

Doch der flächendeckende Einsatz mittels über das Internet verbundenen Umsetzern hat m.E. nichts mehr mit Amateurfunk zu tun. Nicht einmal mit CB-Funk. Da kann man geradesogut das Smartphone mit Skype oder WA benutzen. Funktechnische oder experimentelle Aspekte sind nicht mehr erkennbar. Für die meisten User dürften ihre DMR-Geräte undurchsichtige Blackboxen sein, die sie nicht einmal selbst programmieren können. Das ist sterbenslangweilig.
Vielleicht mit Ausnahme eines "Haustelefons" für Gruppen mit gleichen Interessen geeignet: Bastler oder DXer, wer weiß. Aber unser weites Spektrum an Frequenzen und Technik hat da spannendere Möglichkeiten für Haus- oder OV-Telefone zu bieten.

Nicht zu verwechseln ist DMR mit DRM (Digitale Radio Mondiale). Letzteres ist ein digitales Übertragungsverfahren für Lang- Mittel- und Kurzwelle. Ein totes Pferd. Und ein alter Indianerspruch besagt: "Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, solltest du absteigen."

Vielleicht wäre es auch Zeit, bei DMR abzusteigen?




Bild: Das Klempner-Paradies

Donnerstag, 9. Februar 2017

Ausgezwitschert



Kürzlich hatte ich ein Twitter-Konto eröffnet, jetzt habe ich es wieder geschlossen. Eigentlich wollte ich nur die Meldungen des neuen POTUS aus erster Hand lesen, anstatt durch das Filter der Journalisten. Damit ich weiß, was nächstens auf uns zukommt. Doch das lohnt sich nicht. Ich kann auch Breitbart lesen, um zu wissen, in welche Richtung die Welt driftet.

Twitter ist m.E. der grösste Mist, den die IT-Branche je hervorgebracht hat - ein Instrument zur Selbstdarstellung von Politikern und VIP'S und allen die sich dafür halten. Von einigen auch zur Vermarktung ihrer Produkte benutzt, doch dazu gibt es effektivere Wege. Blödsinnige Einwegkommunikation von Leuten, die meinen, ihre Meinung sei so wichtig, dass sie die ganze Welt erfahren müsse. Da bleibe ich doch lieber bei meinem Blog ;-)

Doch Twitter ist nicht der einzige Trend, den ich ausprobiert und wieder verworfen habe. Facebook gehört zum Beispiel auch dazu.
Aber noch wichtiger ist eine andere Erkenntnis: ich kaufe mir wieder richtige Bücher, anstatt sie auf Kindle zu lesen. Ich liebe es, in Büchern zu blättern, Eselsohren zu formen und mit Bleistift reinzukritzeln und ich liebe das Gefühl, ein richtiges Buch in Händen zu halten. Besonders für Fachbücher finde ich die elektronische Form unpraktisch. Ich weiß, das hört sich seltsam an von einem, der seine eigenen Bücher auch auf Kindle veröffentlicht. Aber jeder soll die Wahl haben.
Übrigens lese ich zur Zeit dieses Buch hier.

Viele Bücher kosten auf Kindle fast soviel wie in Papierform. Das ist ein schlechter Witz. Wenn ich schon Bits und Bytes anstelle Papier kriege, dann sollte es zumindest wesentlich günstiger sein.

Für uns Funkamateure gibt es sogar Bücher in elektrotechnischer Form, die gratis sind. nebst alten Schinken sogar auch neuere Literatur.

Zum Beispiel:

Das VHF-UHF-DX-Handbuch. Ganze 446 Seiten auf PDF!

Oder das Pratctical Antenna Handbook von Joseph J. Carr. Zwar nur die vorletzte, 4. Version, Doch bei den Antennen gibt es, außer einigen "Wunderantennen", seit Jahren kaum neue Erkenntnisse.

Es gibt fast nichts, was man in den unergründlichen Tiefen des Webs nicht findet. Habt ihr vielleicht schon lange nach einem alten Röhrenbuch gesucht? Wie wäre es mit dem RCA Receiving Tube Manual von 1975?

Bild: HB9DWS auf der Jagd nach dem Fuchs





 


Freitag, 3. Februar 2017

Die Allerletzte



2015 war für mich das Jahr der KW-Endstufen. Nach langwierigen Versuchen, eine PA mit Schalt-MOSFET zu bauen, ohne das diese explodieren, landete ich schließlich bei einer russischen EB-104 Platine (Blog Teil1, Teil2).
Damit hätte ich eigentlich zufrieden sein können, denn die PA funktionierte klaglos und steckte sämtliche Fehler des OP weg. Falsches Band eingestellt oder keine Antenne dran: Trotz fehlenden Sicherheitsschaltungen passierte nichts. Die PA war nur gegen zu hohe Steuerleistung geschützt. Das genügte den 4x VRF2933 aus zweifelhafter Aliexpress Quelle. Wenn ich daran denke, was andere mit dem hochgelobten BLF188XR erlebt haben (s. update nr2 bei PA0FRI) und welcher Sicherheitsaufwand für diesen Doppel-MOSFET betrieben werden muss, kann ich mich glücklich schätzen.

Doch so ganz glücklich und zufrieden war ich nicht. Denn in meiner Bastelkiste schlummerten eine weitere Russen-Platine, ein LPF von W6PQL und ein zweiter Satz VRF2933, nebst anderen Goodies. Kurz: genug Material für eine weitere PA.

Einfach eine zweite zu bauen, nur weil das Material da war, schien mir ein schlechter Zeitvertreib. Und für andere OM eine zu bauen und zu verkaufen, wie mir vorgeschlagen wurde, hätte mir gar keinen Spaß gemacht. Ich bin nicht dem Hamsterrad in der Fabrik entronnen, um zuhause wieder eine Fabrik aufzumachen. Abgesehen davon sind meine selbst gebauten PA's unbezahlbar ;-)

Doch in den letzten Ferien hatte ich einen Einfall, wie ich aus dem überschüssigen Material einen echten Mehrwert schöpfen konnte: eine kleine und leichte KW-PA sollte daraus werden. Eine für den Urlaub, eine, die nebst dem üblichen Ferien-Karsumpel noch im Kofferraum meines Kleinwagens Platz fand.

So habe ich Anfang Jahr aus einer Grundplatte aus Holz und FR4 Leiterplattenmaterial ein Gehäuse gezimmert und die Russenplatinen reingeschraubt. Und so sieht das Teil aus:


Ein Netzteil ist nicht eingebaut: ich verwende ein externes Surplus Netzteil aus einem alten Server. Es ist etwa so groß wie ein Radio-Handbook und liefert 1300W bei 50V. Genügend Power für 600W bis 700W HF.



Die 12V Hilfsspannung bezieht die PA vom Netzteil des Transceivers.

Daneben weist diese Portabel PA folgende Eigenarten auf:

- Sie ist nur für die Bänder 20 - 160m ausgelegt. Um Platz zu sparen habe ich kurzerhand die höheren Bänder auf der Platine von W6PQL abgesägt ;-)
- Als Kühlkörper finden zwei CPU-Kühler Verwendung. Sie sind aus Kupfer und man kann deshalb auf einen zusätzlichen "Heatspreader" verzichten. Die hohe Zahl schmaler Finnen ergibt eine große Kühlfläche auf kleinstem Raum.
- Für den Luftdurchsatz sorgen zwei 12V-Hochleistungslüfter, die im Normalbetrieb in Serie an 12V liegen. Ab 45 Grad Kühlkörpertemperatur werden sie parallel geschaltet und entfalten ihre volle Wirkung. Die zugehörige Schaltung ist rein elektromechanisch: ein Bimetallschalter, wie er in Haushaltgeräten Verwendung findet, in Verbindung mit zwei Relais.
- Ab 70 Grad schaltet ein zweiter Bimetallschalter eine Alarmlampe auf der Frontplatte ein. Der OP kann dann selbst entscheiden, wie er verfahren will ;-)
- Andere Sicherungen gibt es nicht. Die Bandwahl erfolgt manuell und der Eingang der PA wird durch einen 10dB Leistungsabschwächer geschützt. Wird der KW-Transceiver mal anstatt auf 30W auf 100W hochgeschraubt, passiert nichts. Vergisst der OP eine Antenne anzuschließen oder stellt er den Schalter aufs falsche Band, geschieht erfahrungsgemäß auch kein Unglück. Als Selbstbauer muss man ja nicht auf den DAU Rücksicht nehmen.
- Auf einen Sequencer wurde ebenfalls verzichtet. Das Steuersignal (GND bei TX) schaltet über einen PNP Darlington ein Relais. KISS heisst das Prinzip.



Die PA hat bisher alle Tests bestanden. Die ultimative Prüfung wird jedoch erst im nächsten Urlaub stattfinden.





 Dies ist mein allerletztes KW-PA Projekt in diesem Leben. Ich hoffe, damit wieder einmal bewiesen zu haben, dass auch der wenig bedarfte OM eine KW-PA bauen kann.

 Bild: Besuch einer Freundin