Montag, 1. Juni 2015

Funkperlen Reloaded: Der Vater der Wunderantennen

Veröffentlicht am 29. Oktober 2010 



1.8-54 MHz, SWR unter 1:2, nur 6m hoch, keine Radials. So oder ähnlich tönt es in der Werbung. Doch wo liegt eigentlich der Ursprung dieser Wunderantennen?
Die Idee der Wunderantenne kam, wie die meisten Wunder, aus Amerika. Ein Instant-Tuner ohne Stromversorgung, sicher eingegossen in Epoxiharz, passte  jedes Stück Draht im ganzen Kurzwellenbereich an 50 Ohm an.
Das Geheimnis dieser Wunderbox war – kein Wunder – natürlich unser alter Freund: der Unun. Und damit das SWR auch wirklich schön tief blieb und der Ferritkern nicht zu heiß wurde, hatte es auf der Antennenseite noch einen kräftigen Widerstand. Nach diesem Prinzip funktionieren noch heute etliche Wunderantennen.
Doch wie so oft bei technischen Entwicklungen: die Amis erfinden es, die Japaner perfektionieren es: JJ1GRK tüftelte an einem Unun, der ohne Abschlusswiderstand auskommen sollte und publizierte schließlich einen Artikelim japanischen CQ Ham Radio. Das Resultat war ein ziemlich skurriles Teil. Ein 1:4 Unun, wie ihn schon die Amerikaner verwendet hatten, der jedoch soviel Eigenverlust aufwies, dass der Widerstand nicht mehr nötig war. Natürlich war der Unun entsprechend groß um die Verlustwärme abzuführen. JJ1GRK erfand auch die neckischen “Umkehrschlaufen”, deren Sinn sich nicht ohne weiteres erschließt. Doch man braucht kein Japanisch zu verstehen um deren Zweck zu ergründen: die Diagramme im Artikel enthüllen das Geheimnis.
Nach diesem Prinzip funktioniert zum Beispiel die Comet CHA 250.
Gemeinsam ist vielen Wunderantennen, dass sie keine Radials, kein Gegengewicht zu benötigen scheinen. Doch das ist bloß ein Traum, wie seriöse Tests, die auf Messungen und nicht auf Anekdoten beruhen, immer wieder feststellen. Es ist das Koaxialkabel, bzw. sein Mantel, der das fehlende Gegengewicht ersetzt und strahlt. Fügt man gleich unter der Antenne eine Mantelwellensperre ein, ist der Spaß vorbei und der Wirkungsgrad säuft ab.
Eine Ausnahme scheint übrigens die sogenannte Room Cap von HB9ABX zu sein, die er auf seinem Wagen spazieren fährt. Kein Wunder: das Teil ist groß und das Gegengewicht in Form des Autos recht gut. Vielleicht strahlt das Auto sogar mehr als die Antenne ;-)
Leider will auch Felix sein Antennenprinzip nicht dem Licht der Fachleute aussetzen. Man erhält die Bauanleitung nur gegen Geld und Geheimnisvertrag, was einem praktischen Diskussionsverbot gleichkommt. Und so bleiben auch die Untersuchungen an seiner Antenne mehr oder weniger auf das Anekdotenhafte beschränkt. Felix wirbt übrigens für seine Antenne so:
Eine neue, revolutionierende Idee erlaubt den Bau von kleinen KW-Antennen,
welche im Betrieb die gleiche Effizienz wie grosse Antennen erreichen.
Wer weiß, vielleicht hat er tatsächlich den Gral der Antennenkunst entdeckt?
Es gibt aber eine alte vergessene Antennenform, die ganz ohne Gegengewicht auskommt: Die Fuchsantenne, ein endgespeister 1/2 Lambda Strahler. Doch darüber mehr zu einem späteren Zeitpunkt.
73 de Anton

Bild: Yagis, die in den Himmel starren (Auf einem Raketenabschussgelände)